Disco-Boden für den Spielbudenplatz

Leuchtendrotes Herz von St. Pauli: Erster Preis im Gestaltungswettbewerb für eine Stahlfläche mit „Leuchtdioden“. Bausenator wünscht sich breite Diskussion, am Ende entscheidet aber die Bürgerschaft. 326 Vorschläge werden ausgestellt

von Gernot Knödler

Ein Pflaster aus Stahlplatten mit Verankerungsösen und roten Leuchtpunkten könnte das zukünftige Gesicht des Spielbudenplatzes werden. Das ist das Ergebnis des mit 326 Teilnehmern und einer 23-köpfigen Jury größten Gestaltungswettbewerbs, den der Senat je ausgelobt hat. Bausenator Michael Freytag (CDU) bezeichnete die Wettbewerbsbeiträge als „Vorschläge zu einem Diskurs in der Stadt“. Alle Beiträge werden ab Montag im ehemaligen Karstadt-Kaufhaus in der Altonaer Großen Bergstraße ausgestellt, täglich von 11 bis 18 Uhr. Dort wird ein Buch für Kommentare liegen. Welcher Entwurf, in welcher Fortentwicklung verwicklicht werde, entscheidet die Bürgerschaft.

Unter den fünf preisgekrönten und vier angekauften Arbeiten finden sich fast ausschließlich solche, die den Platz nach oben und zu den Seiten hin offen lassen, wobei der erste Preis an die radikalste Arbeit vergeben wurde: Sie lässt auch die Kopfenden offen, die es laut Auslobung zu betonen galt. Der Edelstahlplatz steigt am Westende lediglich um vier Meter an. Aus der terassierten Fläche könnte ein Aufenthaltsort werden, darunter soll ein Restaurant liegen.

Die Lichtpunkte, die in regelmäßigen Abständen in die Stahlplatten eingelassen sind, sollen per öffentlich zugänglicher Tastatur oder SMS zu Botschaften oder Bildern komponiert werden können. Zu lesen wären diese allerdings nur von einem Hochhaus aus. „Es ging darum, die Platzfläche zurück in die Wahrnehmung zu bringen“, sagte der Braunschweiger Künstler Sven Fuchs, der den Vorschlag zusammen mit dem Architekten Uwe Mumm aus Bergenhusen entwickelt hat. Die roten Lichtpunkte sollten nachts einen Ausgleich zu der Leuchtreklame rund um den Platz schaffen. Auch wenn es vom Platz aus nicht zu lesen sei, so wechsle mit dem Muster doch die Atmosphäre.

„Der Spielbudenplatz ist nicht irgendein Platz, er braucht etwas, das ihn unterscheidet“, sagte Oberbaudirektor Jörn Walter. Das werde mit der Stahloberfläche erreicht, wobei der Platz zugleich für Veranstaltungen frei bleibe. Der Platz lebe schon heute, obwohl er schlicht sei, sagte der Rotterdamer Architekt Erik von Egeraat aus dem Preisgericht, der mit dieser Position offenbar den Ausschlag gegeben hat. Der Siegerentwurf lade zum Verweilen ein und sei geeignet, international eine Marke zu schaffen, sagte Preisrichter Reinhard Wolf von der Handelskammer. Der Senat möge ihn bitte entschlossen umsetzen. Eine Wettbewerbsteilnehmerin warnte davor, den Vorschlag zu verwässern, wenn er jetzt mit Hilfe der Anregungen aus den übrigen Arbeiten weiterentwickelt wird. Die drei erstplatzierten Entwürfe hätten den Vorteil, dass sie nach der Kalkulation ihrer Autoren finanzierbar seien.

Als Träger des zweiten Preises entwarfen Blauraum Architekten aus Hamburg und der Stockholmer Landschaftsarchitekt Johannes Cezelius einen mit hellem Epoxydharz überzogenen Platz, an dessen Enden große Objekte mit L-förmigem Querschnitt stünden, die selber Licht spenden oder auf die etwas projiziert werden könnte.

Der dritte Preis ging an die Hamburger Architekten Spengler & Wiescholek und die Landschaftsarchitekten Lützow, Müller und Wehberg aus Berlin. Sie schlugen zwei Spielbuden an den Enden des Platzes vor, die aufeinander zugerückt werden können. Ganz außen lägen unverrückbar Biergärten oder ähnliches. Ebenfalls einen Preis gab es für den Vorschlag, dem Platz ein Sado-Maso-Outfit zu verpassen: polierter, schwarzer Asphalt, gegliedert durch zwei helle Linien mit sehr eleganten Tiefgaragen-Einfahrten.

Die übrigen Arbeiten zeigen ein breites Spektrum von Vorschlägen unterschiedlichster Qualität und Originalität. Es gibt eine Reihe von Schiffsdecks und angedeuteten Schiffen, wie sie schon früher einmal in der langen und immer wieder aufflammenden Diskussion um den Spielbudenplatz vorgeschlagen worden sind. Es gibt Brücken, die verschiedensten Dachkonstruktionen, Landschaften, Skulpturenparks, verspielte Möbel, Wandelemente und Pavillons zur Reeperbahn hin sowie riesige skulpturale Bauten, etwa ein Ring als Riesenrad. Für die Enden wurden Containerstapel, Plattformen und Bunker vorgeschlagen oder der Platz als Metallband hochgebogen und verdreht.