AStA: Polit-Kabale wie die Großen

Nach der Wahl zum Studierenden-Rat an der Uni waschen die Verlierer schmutzige Wäsche. Sieger LiSA ist unvorbereitet: Neuer AStA-Chef? „Das diskutieren wir aus.“

Bremen taz ■ Die Wahl zum Studierenden-Rat der Bremer Uni brachte vergangene Woche ein Erdrutsch-Ergebnis. Klarer Sieger ist die „Liste der in den Studiengängen Aktiven“ (LiSA), die mit 27 Prozent die meisten Stimmen erhielt (taz berichtete). Zusammen mit kleineren Partnern aus einem linken Wahlbündnis wird LiSA den AStA, die studentische Regierung, stellen. Zu inhaltlichen Aussagen, die über die Formel „Ein AStA der Projekte“ hinausgehen, lassen sich LiSA-Vertreter bislang aber nicht hinreißen. „Wir stecken mitten in den Koalitionsverhandlungen“, heißt es sybillinisch-hochtrabend aus den Reihen des Wahlsiegers.Die Liste „AStA für Alle“ (AfA), die in der letzten Wahlperiode alleine regierte, stürzte hingegen dramatisch ab. „Wir haben noch mehr verloren als die SPD“, klagt ein Aktiver. Von 53 Prozent Stimmen im letzten Jahr sind ganze 19 Prozent übrig. Im AfA-Umfeld hat man einen Schuldigen ausgemacht: „Die Verantwortung trägt Herr Cordßen“, lädt ein Kandidat seinen Frust auf den Tisch. Der noch amtierende AStA-Chef Tim Cordßen ist in diesem Jahr nicht mehr angetreten. Seiner Kür zum Vorsitzenden ging letztes Jahr ein wochenlanger interner Streit voran. Stein des Anstoß war der Vorwurf, dass das AStA-Amt nicht mit Cordßens SPD-Mandat in der Wissenschaftsdeputation vereinbar sei. „Tim Cordßen war der Unterschied zwischen studentischen Interessen und Parteipolitik völlig unklar“, lässt sich AfA-Kollege Jan Köhler, der für die Grünen in der Bürgerschaft sitzt, jetzt zitieren.

Mit dem Vorwurf, dass AfA-Mitglieder die Studi-Politik als Sprungbrett für Parteikarrieren missbrauchen, machte Wahlsieger LiSA erfolgreich Wahlkampf. Jetzt steht die Liste selber vor den Problemen, die Macht mit sich bringt. Ein AStA-Chef muss her, und das gestaltet sich problematisch: Bis zum Wahlsieg hatten die LiSA-Kandidaten sich offenbar nicht besonders intensiv mit den Anforderungen des AStA-Vorsitzes auseinander gesetzt. Angeblich sprang am Wochenende eine mögliche Kandidatin ab, als ihr das Aufgabenprofil des Amts bewusst wurde. Dem Vernehmen nach sind noch drei Anwärter im Rennen: Sport- und Religionsstudent Adrian Stroiwas, Kulturwissenschaftlerin Franziska Rauth und Technomathematiker Hans-Christoph Ries.

Im für interne Kabale bekannten AfA-Lager lästert man bereits, dass auch für LISA gelte: „Nach der Wahl ist vor der Intrige.“ Listen-Kollegen hätten versucht, Stroiwas, der unter den LISA-Kandidaten die meisten persönlichen Stimmen erhielt, in eher unwichtige Ämter abzuschieben. Stroiwas selbst glaubt nicht, dass man ihn ausbooten will. Zum Auswahlverfahren sagt er: „Wir stimmen nicht ab. Wir diskutieren das aus.“ ado