Partner im Geiste

Ehrlicher war Sponsoring nie: St. Pauli findet in mobilcom einen Sponsor, der ein vergleichbares wirschaftliches Chaos durchstehen musste

von OKE GÖTTLICH

Bereits vor einigen Tagen – FC St. Paulis Präsident Corny Littmann wollte das Geheimnis um den Trikotsponsor noch nicht lüften – ließ er wenigstens wissen: „Der Sponsor passt wirklich zu uns.“ Gut, was soll der Präsident eines seit Wochen am Bettelstab wandelnden Regionalligisten auch anderes über einen zahlungskräftigen Partner sagen? Wird doch im bezahlten Fußball eher an Zahlen als an Images und Korrektheit der Sponsoren gedacht.

Indes, der Präsident sollte Recht behalten. Mit der Präsentation des von Grund auf sanierten ehemaligen Pleiteunternehmens mobilcom aus Büdelsdorf bei Rendsburg bindet sich der FC St. Pauli selbstironisch an einen Bruder im Geiste. Auch der Verein musste nach einigen Jahren des Missmanagements Konsolidierungsmaßnahmen ergreifen, neue Geldquellen erschließen und sich von alten Strukturen trennen, um überhaupt am Spielbetrieb der Regionalliga teilnehmen zu dürfen.

Ebenso wie mobilcom im Telekommunikationsgeschäft nach der langen und schwierigen Trennung von Firmenvater Gerhard Schmid. „Wie der FC St. Pauli auf seine Fans konnten wir uns in einer existenzbedrohlichen Situation auf unsere Kunden und Partner verlassen“, vergleicht mobilcom-Marketingvorstand Michael Grodd die beiden neu positionierten Partner.

Nach Informationen der taz bewegt sich das Engagement des Unternehmens für drei Jahre bei 1,3 Millionen Euro. Mehr als der ehemalige Hauptsponsor securvita zu zahlen bereit gewesen sein soll. „Die Planzahlen beim Hauptsponsor sind überschritten worden“, schöpft Verwaltungsleiter Frank Fechner Mut. Denn der geplante Lizenzspieleretat über 1,3 Millionen Euro ist nach den lautstarken Anforderungen von Trainer Franz Gerber längst schrittweise erhöht worden. „Alles Überschüssige ist in das Team geflossen“, so Fechner.

Am Donnerstag soll vor dem ersten Punktspiel in Wattenscheid der aktuelle Etat für die Lizenzspieler vorgestellt werden. „Einige werden sich wundern, wie hoch der ist“, verkündet Präsident Corny Littmann schon seit Tagen in Anspielung auf die öffentlichkeitswirksame Jammertour des üppig dotierten Trainers, der gerade die jüngeren Spieler des Kaders für kaum regionalligatauglich hält. Über die Prämienregelung wird er sich angesichts des Beispiels HSV kaum beschweren: Die Zusatzzahlungen werden sich an sportlichem Erfolg und Zuschauerschnitt orientieren.