Wochenübersicht: Kunst
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 31. 8., Sa. 12–16 Uhr, Galerie Meerrettich im Pavillon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Erik Schmidt pflegt sein Image als Narzisst. Vom S-Bahnhof Jannowitzbrücke an ist der Weg zur Galerie Gebauer/Carlier mit Postern gepflastert, auf denen der Künstler als Manager posiert. Akkurat sitzender Anzug, gut geschnittener Zuhälterbart, feiner Schlips – alles passend zur Ausstellung „suitwatcher’s anonymous“, in der Schmidt die Chefetage mit Fetischismus kurzschließt. Ein Video zeigt, wie er auf einem Hochhausdach neben dem Pool hektisch am Handy Geschäfte abwickelt und schließlich hochdramatisch ins Wasser stürzt; später wird ein Sessel ausgepeitscht, sexy Schweißtropfen treten Schmidt bei der Aktion auf die Stirn. Doch die Erotik der Macht ist eine ironische Angelegenheit, die Glanz und Elend der ökonomischen Beherrschungsfantasien herauskehrt. Dafür stehen auch die Gemälde von Schmidt, auf denen in pastos gestrichenen Farbschichten einzelne Banker verloren zwischen Glaspalästen herumschleichen.

Auch Jutta Koether hat im Pavillon der Volksbühne eine Rolle angenommen. Sie ist eine Wiedergängerin von Helena, der mythischen Schönheit, um deren Besitz laut Homer der Trojanische Krieg geführt wurde. 1975 sang John Cale über seine besessene Liebe zu „Helen of Troy“, und Hilda Doolittle widmete ihr in den Fünfzigerjahren ein „antiepisches Monstergedicht“, wie Koether in einem Beitext zu „Desire is war“ schreibt. Sie selbst setzt als female impersonator ganz auf die Tricks künstlerischer Repräsentation: Ein großformatiges Porträt dominiert den Galerieraum, umspielt von glitzernden Vorhängen aus Goldlamé, die im Stroboskoplicht wehen und tanzen – schon ist man gefangen von der Inszenierung, die auslotet, wie eng die Wahrnehmung von Malerei mit anderen kulturellen Praktiken verkoppelt ist. Gegen das Bild vom Künstlergenie setzt Koether auf ästhetische Verzweigungen. Und auf psychedelische Komplexität.

Bis 9. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Gebauer/Carlier, Holzmarktstraße 15–18