Nazischüssel wird zum Stadtjuwel

Das Areal um das frisch renovierte Olympiastadion soll ein moderner Sportpark werden – nur bezahlen will ihn keiner

Berlin lässt seinen Nazibauten in diesen Tagen besondere Zuwendung zuteil werden: An den wichtigsten Zeugnissen nationalsozialistischer Architektur wurde gestern die Olympische Fackel vorbeigetragen, und auch dem Herzstück teutonischer Sportbegeisterung – dem Olympiastadion – steht Großes bevor. Nach vierjähriger Renovierung ist der Austragungsort der Nazi-Olympiade von 1936 nun ausreichend aufgehübscht, gestern konnte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit von der ausführenden Walter Bau AG einen symbolischen Goldenen Schlüssel für das Stadion entgegennehmen.

242 Millionen Euro hat die Modernisierung des Gebäudes gekostet, für Sportsenator Klaus Böger (SPD) eine lohnende Investition: „Nach der Fußballweltmeisterschaft 2006 wird dieses Stadion Kulturgeschichte sein.“ Um auch die Umgebung des neu erstrahlenden Prachtbaus landschaftlich und architektonisch aufzuwerten, soll das 110 Hektar große Gelände rund um das Stadion in einen Olympiapark umgebaut werden – „ein Juwel in der Landschaft Berlins“ so der Sportsenator.

Am Dienstag hatte der Senat Bögers Leitkonzept für den Sportpark gebilligt. Wie die Kosten von geschätzten 175 Millionen Euro finanziert werden sollen, ist allerdings noch völlig offen. Der Sportpark soll eine Kombination aus Spitzen-, Amateur- und Breitensport ermöglichen: Gäste sollen den Spielern von Hertha BSC oder den Boxern des Sauerland-Boxstalls beim Training zuschauen können, ein Hochseilklettergarten, ein Skaterpark, Wellnessanlagen, ein Sportmuseum und Möglichkeiten für Skilanglauf sind geplant. Frei zugänglich wird der Olympiapark jedoch nicht sein: Aus Angst vor Vandalismus sollen Pförtner den Zugang zum Gelände überwachen.

Die deprimierende Berliner Haushaltslage kann die Euphorie des Bausenators Böger nicht schmälern: Er hofft für die Finanzierung des Projektes auf private Investoren. Doch bis zur Fußball-WM 2006 wird sich wohl kaum eines der Vorhaben realisieren lassen. Immerhin soll bis dahin am Olympiastadion ein „Ort der Information“ errichtet werden, der an die nationalsozialistische Vergangenheit des Areals erinnert. ALENA SCHRÖDER