Der Feind in meinem Kabinett

Wie aus dem Dortmunder Unternehmer Hübner innerhalb einer Woche ein kleiner Politiker und aus der grünen Haushaltsexpertin Müller eine kleine Firmenchefin wurde

AUS DÜSSELDORFANNIKA JOERES

Die Grüne Edith Müller holt sich den Feind in den Landtag: Der Dortmunder Unternehmer Jörg Hübner war in dieser Woche Praktikant bei der haushaltspolitischen Sprecherin. Vergangene Woche ging Müller in seinen Betrieb und lernte alles über stationäre Gaswarnanlagen, Gaswarntechnik und ionenselektive Messung in Wasser. „Sie versteht viel von Technik“, lobt Hübner. Obwohl sie ja eine Grüne und noch dazu eine Frau sei. Hübner war so angetan von der Politik, dass er nun bei den Kommunalwahlen im September kandidiert – auf einem sicheren Listenplatz für die Dortmunder CDU. „Konservativ war ich schon immer.“

Die 54-jährige Müller wollte als erste Praktikantin spielen: Als die SZ wieder einmal über realitätsferne PolitikerInnen lamentierte, suchte sie einen Betrieb und fand Hübners Gesellschaft für Gerätebau, eine Firma mit weltweit 250 Mitarbeitern. „Sie war sehr emsig“, sagt Hübner. Müller besprach neue Produkte für den Arbeitsschutz, „die piepsen, wenn Gas austritt“, ging zu Banken, um über Kredite zu verhandeln und besichtigte einen Zulieferer für Bergbaufirmen. „Es war ganz spannend“, sagt die grüne Rothaarige. Sie ist beeindruckt von der großen weiten Firmenwelt. „Wenn das Produkt in den USA schlecht läuft, stehen Jobs in Dortmund auf der Kippe.“ Auch der Landtag solle weitsichtiger arbeiten: „Wenn ein Unternehmer so hoch verschuldet wäre wie das Land, könnte er nicht mehr existieren.“ Müller hat beim Unternehmer gespickt: „Wir müssen flexibler und wirtschaftlicher sein.“ Damit rennt sie beim Konservativen Hübner offene Türen ein: „Die Haushaltspläne für das kommende Jahr können doch schon im Januar verjährt sein.“ Alles müsse schneller gehen.

Auch Hübner will was von der Politik gelernt haben. „Politiker sind schlecht bezahlt und werden so gequält.“ Er habe die Arbeit unterschätzt, als Politker lebe es sich gar nicht lau. In jeder Stunde sei ein anderes Thema dran, gerade eine Haushaltsexpertin wie Müller müsse in allen Themen fit sein. Hübner hat in den letzten drei Tagen eine Fraktionssitzung, zwei Haushaltssitzungen, einen Unterausschuss Personal und ein Plenum über sich ergehen lassen. Nun ist er für seine eigene politische Karriere hoch motiviert: „Ich habe mir schon einen ganzen Stapel Bücher über Gemeindefinanzen und so weiter ausgeliehen.“

Die grüne Frau im Kostüm und der schwarze Mann im Nadelstreifenanzug sind sich einig: Ihre Parteizugehörigkeit spielte in dieser Woche keine Rolle. Es gehe allein ums Geschäft. „Frau Müller ist schlau“, sagt Hübner. „Herr Hübner muss nicht für die Windkraft sein“, sagt Müller.