Aufstand der Anwohner

In der Wattenscheider Stadthalle hat die Anhörung zum Autobahnneubau „Opel-Querspange“ begonnen. Bürgerinitiativen spielen auf Zeit

Die bevorstehenden Wahlen können die politischen Gegner der „Bochumer Lösung“ stärken

AUS BOCHUMNATALIE WIESMANN

In der Wattenscheider Stadthalle ist die Stimmung aufgeheizt. „Wir hören überhaupt nichts“, beschwert sich ein etwa 50jähriger Mann. „Ich fühle mich in meinen Bürgerrechten beschnitten“, schreit eine ältere Frau in Richtung Bühne. Dort sitzt mit hektischen roten Flecken im Gesicht Ulrich Felder von der Bezirksregierung Arnsberg. Der Baudezernent soll die Anhörung zum Neubau der Autobahnstrecke „Opel-Querspange“ im Rahmen der so genannten „Bochumer Lösung“ moderieren. Neben ihm sitzen zehn VertreterInnen des Landesbetriebs Straßenbau NRW, der für die Planung des Bauabschnitts im Süden des Bochumer Opel-Werks verantwortlich ist. Vor ihnen, in einem grell beleuchteten Saal, etwa 15 aufgebrachte EinwänderInnen.

In den kommenden zwei Wochen sollen in Wattenscheid AnwohnerInnen, Naturschutzverbände und Behörden zum Bau der „Opel-Querspange“ angehört werden. Als weiterer Abschnitt ist im Februar der sechsspurige Ausbau der Autobahn A40 bereits verhandelt worden, die Entscheidung des Düsseldorfer Verkehrsministeriums dazu steht noch aus. Die Einwände zum Ausbau des Westkreuzes, der dann die Anbindung der A 40 an die A 44 perfekt machen soll, werden vermutlich Anfang des kommenden Jahres erörtert. Die AnwohnerInnen befürchten ein verstärktes Verkehrsaufkommen und damit einhergehend eine starke Gefährdung ihrer Gesundheit durch Lärm und schmutzige Luft.

Bei der gestrigen Erörterung ließen die aufsässigen Anwohner den Dezernenten Felder keinen Satz beenden. Sie sind aufgebracht, weil die Akkustik so schlecht ist. Der Hall ist kaum zu ertragen, schlägt auf das Gemüt. Der unsichere Baudezernent lässt sich immer wieder auf Diskussionen ein, will aber keine Pause machen, um die technischen Probleme zu beheben. Parallel dazu bringt Wolfgang Czabracki-Mohnhaupt, Sprecher der Bürgerinitiative „Stoppt DüBoDo“ einen Antrag ein, die Anhörung auszusetzen – die Vertreter der Bezirksregierung seien befangen. „Sie haben einen Saal ausgesucht, der weit weg von der Stelle ist, wo die Autobahn gebaut werden soll“, lautet der Vorwurf an Felder. So hätten nicht viele von den 1.700 EinwänderInnen kommen können.

Felder weist die Anschuldigung zurück, faxt den Antrag an seine Regierungspräsidentin und fährt mit der Vorstellung der VertreterInnen des Landesbetriebs fort. „Ich bin nicht befangen“, sagt Felder später zur taz. Er hätte versucht, einen anderen Raum zu mieten, aber am Ende sei nur die Stadthalle Wattenscheid übrig geblieben.

„Wir spielen auf Zeit“, sagt Eckhard Stratmann-Mertens, ebenfalls Sprecher von „Stoppt DüBoDo“. Stimmenverluste für die SPD bei den Kommunal- und Landtagswahlen könnten die parteiinternen Gegner des Autobahnausbaus stärken. „Es gibt viele Gegner von DüBoDo“, sagt er. Seit 1979 gebe es für den Bereich bereits einen Planungsbeschluss, der aber dann wieder verworfen wurde. 1996 hätten der damalige NRW-Verkehrsminister Wolfgang Clement und der CDU-Bundestagabgeordnete Norbert Lammert die Bochumer SPD von dem Projekt überzeugt, weiß Mertens. „Das kann sich wieder ändern“, hofft er.