„Gentechnik könnte eine große Chance sein“

Die Landwirtschaftsverbände sind von dem Vorstoß ihrer Landwirte gar nicht begeistert

taz: Bald wird wohl ein gentechnikfreies Nordrhein-Westfalen ausgerufen...Thomas Forstreuter: Es scheint fast so. Und wenn nächste Woche die Haftungsrichtlinie der Bundesregierung nicht gekippt wird, verabschiedet sich ganz Deutschland von der Gentechnik. Schade eigentlich.

Wieso ist das schade? Viele ihrer Mitglieder werden dann feiern.Gentechnik könnte eine große Chance für die Landwirtschaft sein: Wenn Pflanzen schadstoffresistent gezüchtet werden, muss weniger gedüngt werden und weniger Gift gespritzt werden – das ist billiger und gut für die Umwelt.

Aber das ist doch noch gar nicht erforscht, wie alle langfristigen Auswirkung der Gentechnik.Gerade deshalb ist es ja wichtig, dass es Felder gibt, auf denen das ausprobiert wird. Und wenn die Begrenzungsvorschriften der EU eingehalten werden, können auch ohne Probleme Gentechnikfelder und normale Felder nebeneinander stehen.

Aber Pflanzenpollen breiten sich doch immer aus. Gerade Biobauern sehen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht.Von einer hundertprozentig gentechnikfreien Saat müssen sie sich auch in einer gentechnikfreien Zone verabschieden, schließlich bauen alle unsere Nachbarländer Gentechnik an und wir leben nicht unter einer Glocke. Sie werden aber unter 0,9 Prozent bleiben und müssen das im Verkauf nicht kennzeichnen. Insofern wäre das nicht geschäftsschädigend.

Gibt es denn überhaupt einen Markt für Genfood? Umfragen sagen, dass fast 70 Prozent der Deutschen genmanipulierte Lebensmittel ablehnen.Sie kaufen sie dann aber doch, zeigen andere Studien.

Für gesundheitlich bedenklich halten Sie Genfood aber auf keinen Fall.

Hunderprozentig kann man das natürlich nie wissen, aber die Nahrungsmittel werden schließlich getestet, EU-weit, national, regional – sie sind sicherlich unbedenklich.

INTERVIEW: MIRIAM BUNJES