Keine Feuerwehreinrichtung mehr

Die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung wird aufgelöst

Hannover taz ■ Pünktlich im 50. Jahr ihres Bestehens fällt die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung (NLpB) dem Streichkonzert des Kabinetts zum Opfer. Die taz sprach mit Direktor Heinz Wunderlich.

taz: Wie haben Sie vom Ende der NLpB erfahren?

Heinz Wunderlich (62): Gestern Abend sah ich es im Fernsehen, heute Morgen teilte uns ein Mitarbeiter des für uns zuständigen Kultusministeriums mit, dass wir vorbehaltlich des Kabinettsbeschlusses im September zum 31.12. aufgelöst werden. So etwas hat es noch nie gegeben: Niedersachsen ist das erste Bundesland, dass seine Landeszentrale einspart.

Haben Sie schlechte Arbeit geleistet?

Da gab es keine Kritik. Es ginge nicht um die Qualität, sondern nur ums Sparen, wurde uns gesagt. Vor vier Wochen haben in einer Sitzung des Kuratoriums noch alle Fraktionen unsere Arbeit ausdrücklich gelobt, der Sitz der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung sollte von Hannover nach Hildesheim verlegt werden. Ich bin persönlich enttäuscht von der Entscheidung, deren Tragweite den Entscheidern wohl noch nicht klar ist.

Warum?

Ein Blick auf die Geschichte zeigt uns, dass die Landeszentrale – egal ob bei der Eindämmung von Links- oder Rechtsextremismus – immer als Feuerwehreinrichtung gedient hat. 2003 haben wir mit 195 Veranstaltungen 25.000 Teilnehmer erreicht, unser Jugendtheater gegen Rechtsextremismus erreichte 15.000 Schüler. Wir verteilen viele Publikationen, auch online sind Informationen abrufbar.

Wer soll die Niedersachsen jetzt politisch unterrichten?

Es wird wohl bei politischen Appellen bleiben, zielgerichtete pädagogische Arbeit wird es nicht mehr geben. Das reicht aus meiner Sicht nicht aus.

Spart das Land denn wenigstens viel Geld?

Es geht nur um 1,6 Millionen Euro Sachmittel im Jahr. Von unseren 36,5 Stellen werden 13,5 in die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten überführt, der Rest versetzt oder in den vorzeitigen Ruhestand geschickt.

Interview: ksc