Der Club der alten Herren

Dr. Motte ist wieder da. Der Loveparade-Erfinder will auf der „Fight the Power“-Demo am 10. Juli auflegen, um für eine neue Loveparade 2005 zu demonstrieren. Klingt absurd? Da ist was dran

VON JASNA ZAJCEK

Obwohl es 10.30 Uhr morgens war, ließ es sich der gerade frisch akquirierte Paraden-Biersponsor nicht nehmen, vier Kästen Bier mitten auf dem Ku’damm bereitzustellen. Dr. Motte, der Legendäre, lud gestern zusammen mit Bob Shahrestani auf den Ku’damm zur „Fight the Power“-Demo-Pressekonferenz an historischer Stelle – 1989 begann hier die erste Loveparade, damals kam sie mit einem Wagen aus.

Doch was hat Dr. Motte, der Erfinder der „Mutter aller Paraden“, mit der Pro-Loveparade-Demo, angemeldet vom Münchner Rave-Magnaten Bob Shahrestani, zu tun? „Nichts“, sagt Dr. Motte. „Ich unterstütze nur die Forderung nach einer Loveparade 2005.“ Auch wird er auf einem der „Fight the Power“-Wagen – die übrigens wie auf den letzten Loveparades „Floats“ heißen – als DJ tätig sein und eine Rede halten. Um sich, wie die „Fight the Power“-Parade selbst, „gegen Schikanierung der Clubs durch Behörden“ und „für Unterstützung für Clubs“ aussprechen.

Dabei wird Motte unterstützt von den beiden teuersten deutschen DJs – Trance-Schmusi Paul van Dyk und Hymnen-Hero WestBam. Mit ihren eigenen Wagen, benannt nach ihren Labels, die den kommerziellen deutschen Techno erfolgreich in die Welt hinaustragen, startet also eine Art Altherren-Technoliga am 10. Juli am Adenauerplatz. Die Veranstalter rechnen mit rund 5.000 Teilnehmern.

Es gesellen sich noch die Berliner DJane Ellen Allien mit ihrem Label Bpitchcontrol und der Tresor mit Detroit-Producer-Urgestein Blake Baxter dazu, der sich als Ex-US-Marine als Einziger der Truppe glaubhaft gegen Drogen aussprechen kann.

Um das alles zu verstehen, muss man wissen, wer hinter dem fünften, dem Partysanen-Wagen steht: Herr Shahrestani ist Herausgeber eines bundesweiten DIN-A5-Partyblättchens „Partysan“, das sich als beliebtes Werbeorgan der westdeutschen Großraumdisco-Technoszene etablierte. Der wirtschaftliche und publizistische Gedanke hinter dem „Partysan“ ist einfach: Wer eine Anzeige schaltet, kriegt eine Besprechung in gleicher Größe im Heft.

Unterdessen stehen die Chancen für einen neuen Anlauf der Loveparade im nächsten Jahr offenbar nicht schlecht. Dr. Motte dementierte zwar Presseberichte, wonach mit dem Elektronik-Riesen Samsung schon ein Sponsor gefunden sei. Trotzdem geht Wirtschaftssenator Harald Wolf „fest davon aus“, dass das Spektakel 2005 wieder in Berlin ausgerichtet wird. Wolf hatte monatelang mit den Veranstaltern Gespräche geführt, um die Loveparade zu retten.