NACHWUCHSSORGEN
: Die Menopause überlisten

Für viele Reproduktionsmediziner ist es der lang ersehnte Durchbruch. In Belgien sei es das erste Mal gelungen, einer Krebspatientin durch die Konservierung ihres Eierstocks zu einer Schwangerschaft zu verhelfen, berichtete vor wenigen Tagen der Online-Dienst des Wissenschaftsmagazins Nature. Bevor sie sich einer Krebstherapie unterzog, hatten Ärzte der jetzt 32-jährigen Frau einen Eierstock entfernt und tiefgekühlt aufbewahrt. In den meisten Fällen hat die aggressive Krebstherapie eine Unfruchtbarkeit zur Folge. Sechs Jahre lang lag das Körpergewebe im Tiefkühlfach. Letztes Jahr wurde es aufgetaut und der als geheilt geltenden Krebspatientin wieder eingepflanzt. Nicht nur habe der Eierstock spontan seine Arbeit wieder aufgenommen, auch die Schwangerschaft sei auf natürliche Art und Weise entstanden, berichten die Ärzte jetzt. Die Geburt des Kindes wird im Oktober erwartet.

Für Krebspatientinnen ist es eine gute Nachricht. Denn bisher mussten sie oftmals nach der Strahlentherapie oder der Verabreichung von starken Zellgiften auf Nachwuchs verzichten. Doch was auf der einen Seite als Segen und hilfreich gepriesen wird, hat – wie so häufig – auch eine Negativseite. Denn noch ist das ersehnte Kind nicht geboren, da werden schon Stimmen laut, die meinen, dieses Verfahren sei auch geeignet, die Menopause zu überlisten. In jungen Jahren könnten Frauen einen ihre beiden Eierstöcke einlagern lassen und später, im fortgeschrittenen Alter und schon jenseits der fruchtbaren Lebensphase, wieder zurücktransplantieren lassen. Einem Kind – oder mehreren – im Alter von 45 oder 50 Jahren oder gar zu Beginn der Rentenzeit stünde dann nichts mehr im Wege. WOLFGANG LÖHR