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Archiv-Artikel

BILDUNG UND JUGEND – NUR THEMEN FÜR WAHLKAMPFGESCHWÄTZ Denkt euch was Neues aus!

„Die Zukunft liegt in unserer Jugend! Wir müssen etwas für die Bildung tun.“ Bla, bla, bla. Holt mir ’nen Eimer, ich halt’s nicht mehr aus. Wie oft werden wir diese abgelutschten Sätze noch hören müssen? Seit Pisa gibt es keine politische Rede, in der nicht ermüdend betont würde, wie wichtig es sei, in die Bildung zu investieren. Da ja die Jugend schließlich mal die vielen Rentner in Deutschland unterstützen müsse.

Es ist ja prinzipiell gut, dass die Politiker sich Sorgen machen. Aber werden dabei auch wirklich mal die gefragt, auf die es ankommt: die Schüler? Hallo, wir sind auch noch da! Wenn einem die Bundesbildungsministerin nur Prozentzahlen, Summen und Abkürzungen an den Kopf schmeißt, ist dies vielleicht für gut informierte Beamte und Politjunkies aufschlussreich. Für die eigentlichen Betroffenen (nur zur Erinnerung: die Jugend) ist so etwas nur sinnlos.

Klar, Politik war noch nie kinderfreundlich, warum auch. Aber wenn ihr schon über uns redet, könntet ihr auch mal mit uns diskutieren. Nur mal so als Vorschlag! Außerdem müsst ihr aufpassen, Merz, Bulmahn und wie ihr alle heißt, sonst wird es bald verdammt offiziell, dass die Bildungsmisere als Wahlkampfmittel ausgedient hat. Dann hört euch nämlich gar keiner mehr zu.

Was sollen wir Jugendliche tun, wenn wir merken, dass wir als Mittel zum Zweck missbraucht werden? Sollen wir uns etwa freuen auf versiffte Schulklos, in die sich höchstens an Glückstagen mal ein Zipfel Klopapier verirrt? Sollen wir den Ganztagsschulen freudig entgegenjubeln, für die kein Lehrer zusätzlich eingestellt wird? Oder schon mal anfangen zu sparen, damit wir uns nach der Schule auch eine der neuen Elite- und Bezahlunis leisten können? Kleiner Tipp: Vielleicht wäre es mal an der Zeit, dass sich die Politiker was Neues ausdenken, um Wähler zu gewinnen. Die „Bildungsmasche“ zieht nicht mehr lange. Bei all ihrem Gerede haben sie nämlich eine kleine Sache übersehen – uns! GESCHE LOFT

Die Autorin, 16, war taz-Schulpraktikantin und besucht eine Gesamtschule in Berlin