Tod einer Geisel

Erste deutsche Sahara-Entführte offenbar in Algerien an Hitzschlag gestorben. AA lehnt Stellungnahme ab. Geiseln wahrscheinlich in Mali

BERLIN afp ■ In dem seit fünf Monaten andauernden Geiseldrama in der Sahara hat es offenbar ein erstes Opfer unter den verschleppten Touristen gegeben. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge bestätigte der frühere Ehemann einer deutschen Geisel gestern, dass die Mutter von zwei Kindern die Strapazen der Entführung in der heißen Wüstenregion nicht überlebt habe. Das Hauptstadtstudio der ARD hatte berichtet, dass sie bereits vor Tagen in Algerien an einem Hitzschlag gestorben sei. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. Laut ARD gehen die Sicherheitsbehörden fest davon aus, dass sich die Geiseln mittlerweile in Mali befinden. Dies berichtete auch die algerische Presse.

Den Angaben des Exehemannes zufolge stammte die verstorbene Frau aus Augsburg. Laut ARD-Informationen wurde ihre Leiche von den Entführern in der Wüste begraben.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes wollte zunächst keine Stellungnahme zu dem Tod abgeben: „Die Bundesregierung kann sich zu dieser Meldung nicht äußern. Es geht hier um Menschenleben. Im Interesse der Betroffenen, die sich nach wie vor in einer sehr schwierigen Lage befinden, kann die Bundesregierung keine Angaben machen“, sagte der Sprecher. Zugleich wies er darauf hin, dass die Bundesregierung weiter alles in ihrer Macht Stehende tue, um den Betroffenen zu helfen. Sie stehe regelmäßig in Kontakt mit den Angehörigen, die auch ausführlich unterrichtet würden.

Insgesamt 32 europäische Urlauber waren zwischen Mitte Februar und Ende März in der algerischen Sahara verschleppt worden, darunter 16 Deutsche. Im Mai wurden 17 Geiseln durch die algerische Armee befreit, darunter sechs Deutsche. Zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer blieben in der Gewalt der Entführer. Die Regierung in Algier macht die islamistische Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) für die Entführung verantwortlich. Der Gruppe werden Kontakte zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt. Sie selbst hat sich niemals zu den Entführungen bekannt.

Der ARD-Bericht widerspricht Meldungen algerischer Medien, wonach sich die Entführer und ihre Geiseln weiterhin auf algerischem Boden befänden. Auch die Zeitung Le Matin berichtete gestern unter Berufung auf die im Süden Algeriens aktiven Sicherheitskräfte, die Geiseln hielten sich „sehr wohl“ im Norden Malis auf. Sie befänden sich seit Donnerstag „außerhalb des algerischen Territoriums“.