Saddam auf den Fersen

US-Soldaten nehmen Leibwächter des gestürzten Diktators fest und hoffen auf Informationen über dessen Verbleib. Eingesetzter Regierungsrat beschließt Rotationsprinzip für Vorsitz

TIKRIT/WASHINGTON ap/dpa/taz Nach der Festnahme eines langjährigen Leibwächters von Saddam Hussein hoffen die USA auf neue Erkenntnisse über den Aufenthaltsort des gestürzten irakischen Staatschefs. Im Haus des am Dienstagmorgen in Tikrit überwältigten Mannes seien nützliche Dokumente gefunden worden, sagte Armeesprecher Oberstleutnant Steve Russell. Adnan Abdullah Abid al-Musslit sei ein enger Vertrauter Saddam Husseins, der ihn kurz vor dem Krieg aus dem Ruhestand zurückgeholt habe.

Die US-Regierung behauptete anschließend, der gestürzte irakische Machthaber Saddam Hussein sei den amerikanischen Spezialeinheiten nur knapp entkommen. Die Soldaten hätten Saddam nur „um Stunden verpasst“, erklärte der stellvertretende US-Außenminister Richard Armitage gegenüber CNN.

Oberstleutnant Russell erklärte, auf Musslit seien die Soldaten bei einer anderen Razzia aufmerksam geworden. In einem Bauernhof eines kürzlich inhaftierten Cousins von Saddam Hussein seien Fotos des Leibwächters an der Seite des Expräsidenten gefunden worden. Die von Russell befehligten Soldaten stürmten am Dienstagmorgen gegen vier Uhr Musslits Haus. Minuten später brachten sie den am Kopf blutenden Leibwächter heraus. Insgesamt wurden zwölf Personen festgenommen.

Der von den USA eingesetzte irakische Regierungsrat hat sich unterdessen nicht auf einen Vorsitzenden einigen können und stattdessen eine im Monatsrhythmus wechselnde Rotationslösung beschlossen. Aus den Reihen der 25 Ratsmitglieder werde ein neunköpfiges Präsidium gewählt, dessen Mitglieder im Wechsel jeweils für einen Monat den Vorsitz innehaben sollten, sagte der Kurdenvertreter Hoschjar Sebari am Dienstag in Bagdad. Dem Präsidium sollen fünf Schiiten, zwei Sunniten und zwei Kurden angehören. Der Rat soll unter anderem auch einen Zeitplan für eine neue irakische Verfassung ausarbeiten.

Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte räumte ein, dass die Gegend zwischen Tikrit und Bagdad „noch immer eine Kriegszone“ sei. In dieser Region ereigneten sich 80 Prozent aller Angriffe auf die Besatzungstruppen, sagte Generalstabschef Richard Myers am Rande eines Besuchs in Indien. „Militärisch werden wir in Irak aber nicht besiegt werden“, betonte Myers. US-Präsident Bush habe deshalb Recht gehabt, als er am 1. Mai die Hauptkampfhandlungen für beendet erklärt habe. BS

ausland SEITE 10