Lieber Ich als joblos

Seit Jahresbeginn können Arbeitslose zur „Ich AG“ werden – in Niedersachsen gibt es bereits 3.700, in Bremen 300

taz ■ Sie ist eines der Zaubermittel, mit denen die Bundesregierung die Arbeitslosenstatistik entlasten will: die „Ich AG“. So verlockend scheinen die Konditionen, dass die Existenzgründer in eigener Sache zuhauf das Angebot des Arbeitsamtes annehmen: Rund 3.700 Menschen haben bis Ende Juni in ganz Niedersachsen und Bremen die Gründung einer „Ich AG“ gewagt. Im Arbeitsamtsbezirk Bremen waren es 316. Bundesweit machten sich rund 33.200 Menschen zur „Ich AG“.

Die Existenzgründer kämen aus allen Branchen, berichtete die Sprecherin des Landesarbeitsamtes Niedersachsen/Bremen, Ute Nicolaysen. Ein Schwerpunkt seien allerdings die Dienstleistungen.

So machte sich in Niedersachsen zum Beispiel eine mobile Hundefriseurin selbstständig. Auch ein Schachlehrer oder eine Imageberaterin firmieren als „Ich AG“. Sehr angesagt und potenzialträchtig werde außerdem der gesamte Bereich in Sachen Wellness-Service gehandelt, sagte Nicolaysen.

In Bremen werde gerade an einer Aufschlüsselung der beliebtesten „Ich AG“-Bereiche gearbeitet, so ein Sprecher des Bremer Arbeitsamtes gestern. Sie soll, samt erfolgreicher Existenzgründer, im August vorgestellt werden.

Eine „Ich AG“ können seit Jahresbeginn Menschen gründen, die zuvor Arbeitslosengeld oder -hilfe bezogen haben. Vom Arbeitsamt erhalten sie drei Jahre lang einen Zuschuss – im ersten Jahr 600 Euro monatlich, im zweiten 360 Euro und im dritten Jahr 240 Euro.

„Dieser Zuschuss soll vor allem die Sozialversicherungskosten abdecken“, sagte Sprecherin Ute Nicolaysen. Nach einem Jahr werde dann geprüft, was aus den ExistenzgründerInnen geworden ist. Sollte dann jemand mehr als 25.000 Euro mit seiner „Ich AG“ verdienen, fällt die Förderung weg. sgi