Mehr Gift in der Elbe

Havarierter Tanker hat weit mehr Schwefelsäure verloren als bisher vermutet. Bergung dauert noch einige Tage

HAMBURG afp ■ Der im Hamburger Hafen havarierte Tanker hat offenbar weit mehr Schwefelsäure verloren als bisher befürchtet. Nach jüngsten Schätzungen sei mehr als die Hälfte der geladenen 980 Tonnen der giftigen Chemikalie bereits in die Elbe geflossen, erklärte der Chef der Norddeutschen Affinerie, Werne Marnette, gestern. Laut dem Schiffseigentümer ist die Zusammensetzung der verbliebenen rund 430 Tonnen Flüssigkeit in dem kieloben liegenden Tanker unbekannt. Vermutet werde ein Wassergemisch mit 10 bis 50 Prozent Schwefelsäure-Anteil. In dieser Verdünnung könne die Chemikalie die Stahlwände der Tanks angreifen. Laut Marnette ist deshalb nicht auszuschließen, dass sich im Raum oberhalb der Flüssigkeit ein wasserstoffhaltiges Gas gebildet hat.

Zwar versicherte Marnette, man gehe derzeit nicht von „nennenswerten“ chemischen Reaktionen in den Tanks aus. Allerdings solle die „ENA 2“ entgegen den vorherigen Planungen nun doch nicht unter Wasser leer gepumpt werden. Laut einem Feuerwehrsprecher wurde diese Bergungsvariante als „zu gefährlich“ eingestuft. Stattdessen solle das Schiff mit Hilfe eines zweiten Schwimmkrans zunächst gehoben und aufgerichtet werden. Diese Prozedur werde mindestens sechs Stunden dauern. Erst dann sollten unter „äußersten Sicherheitsvorkehrungen“ die Luken zum Leerpumpen der Tanks geöffnet werden, da hierbei möglicherweise eine „Explosionsgefahr“ bestehe. Die Bergung werde voraussichtlich noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.