Banker wollen nach vorn blicken

Hauptversammlung der Bankgesellschaft: Aktivisten sparen nicht mit Kritik, aber sogar Aktionärsvertreter loben den Konzernvorstand. Der zieht eine positive Zwischenbilanz der Sanierung

VON RICHARD ROTHER

Als er ans Mikro tritt, wird es still im großen Saal des Internationalen Congress Centrums (ICC). Peter Grottian, Professor und Aktivist der „Initiative Berliner Bankenskandal“, ist Aktionär der Bankgesellschaft geworden, um Rederecht auf der jährlichen Hauptversammlung des skandalgeschüttelten Konzerns zu erlangen. Ein Recht, das er gestern zu harscher, mitunter sehr allgemein gehaltener Kritik zu nutzen wusste – so, wie es das versprengte Häuflein Bankenkritiker erwartete, das vor dem ICC gegen die „nach wie vor vorhandene Komplizenschaft von Bankmanagern und Politikern“ demonstrierte.

Bankchef Hans-Jörg Vetter habe einen „schönfärberischen Lagebericht“ vorgelegt, kritisiert Grottian. Nichts Substanzielles habe er zu den Risiken gesagt, die nach wie vor im Konzern schlummerten. „Sozialmarktwirtschaftlich unappetitlich“ sei, wie der Vorstand Pfründen an Ex-Banker verteile und sich bei den Mitarbeitern bedanke, „dass sie den Rausschmiss hingenommen haben“. Zum Abschluss seiner Rede vor der Aktionärsversammlung, in der das Land Berlin als Hauptaktionär das Sagen hat, fordert Grottian: „Kürzen Sie die Vergütung von Vorstand und Aufsichtsrat um 20 Prozent.“

Ein anderer Aktionär kritisiert vor allem die Pensionszahlungen an ehemalige Manager. „Millionen von Arbeitslosen müssen demnächst mit Sozialhilfe von etwas mehr als 300 Euro im Monat auskommen, während die Ex-Banker hohe Pensionen einstreichen.“

Noch ein anderer bemängelt eine „offensichtliche Behinderung“ der Aufklärung des Bankenskandals durch die Bank. „Ich vermisse eine kooperative Zusammenarbeit des Vorstands mit dem Untersuchungsausschuss des Parlaments.“

Aktionäre, die Anlegerverbände vertreten, loben hingegen die Arbeit des Bankvorstandes. In den vergangenen Jahren habe er viel kritisiert, so ein Aktionärsvertreter. Nun müsse er aber sagen: „Vorstand und Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet.“ Die Erfolge bei der Sanierung basierten aber nur auf dem Abbau von Altlasten. Die Bank müsse mehr profitables Neugeschäft akquirieren.

Ein Vertreter der Kleinaktionäre sagt: „Der Vorstand ist auf einem richtigen Weg.“ Man könne den Sanierern bei der Arbeit zugucken. Allerdings müsse der 20-köpfige Aufsichtsrat der Bank verkleinert werden. Der Forderung der Banken-Initiative nach einer Insolvenz der Bank erteilt er eine Absage. „Die Sanierung ist der bessere Weg.“

Zuvor zog Bankchef Vetter ein positives Zwischenresümee der Sanierung. „Die Bankgesellschaft ist auf gutem Kurs.“ Der Konzern sei „mittlerweile im letzten Drittel des Sanierungsprozesses angekommen“, so Vetter. Erstmals seit 1999 seien mit einem Konzernjahresüberschuss nach Steuern von 24 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen geschrieben worden. Nur auf Grund der EU-Entscheidung zum Beihilfeverfahren ergebe sich ein Minus von 316 Millionen Euro. Seit Sanierungsbeginn im Herbst 2001 bis zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres hätten fast 5.800 Beschäftigte den Konzern verlassen, so Vetter. Ende 2003 seien noch 11.260 Mitarbeiter in der Bank tätig gewesen.

Bei der Ausrichtung der gestrigen Hauptversammlung zeigte sich die Bankgesellschaft wieder recht spendabel: Die Saalmiete des ICC kostet nach Bankangaben rund 36.000 Euro, der gesamte Sicherheitsdienst rund 9.000 Euro. Ein teurer Tag.