Übliche Verdächtige

Nach seiner Wiederwahl „bestraft“ Algeriens Staatsschef Bouteflika kritische Zeitungen – mit den üblichen Mitteln

„Reporter ohne Grenzen“ macht in Algerien „eine gefährliche Zunahme der Repression gegen die private Presse“ aus: Seit Staatschef Abdelasis Bouteflika im April mit 85 Prozent der Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt wurde, versuche der Machtapparat „all diejenigen einzuschüchtern, die während des Wahlkampfes nicht mit Kritik sparten“. Besonders hart getroffen von der neuen Gangart wurde die hauptstädtische Tageszeitung Le Matin und das Blatt aus Algeriens zweitgrößter Stadt Oran, El Rai. Beide Redaktionen müssen ohne ihren Herausgeber zurechtkommen. Denn Mohamed Benchicou von Le Matin und Ahmed Benaoum von El Rai sitzen im Gefängnis.

Benchicou wurde am 14. Juni wegen eines angeblichen Devisenvergehens zu zwei Jahren Haft verurteilt: Bei einer Durchsuchung seines Gepäcks auf dem Flughafen von Algier fanden die Zöllner Kassenbons. „Dieses Verfahren voller Widersprüche hat einen politischen Hintergrund“, sind sich die Redakteure von Le Matin sicher. Schließlich deckte Le Matin mehrere Korruptionsskandale auf, in die Präsident Bouteflika und dessen Innenminister Yazid Zerhouni verstrickt waren. „Bouteflika, eine algerische Betrügerei“, titelte Le Matin mitten im Wahlkampf.

Auch Ahmed Benaoum und sein El Rai sind den Mächtigen in Algier ein Dorn im Auge. Kein Blatt hatte so viele Verfahren wie die kritische Tageszeitung aus Oran. Nachdem Benaoum vorgeworfen wurde, den Gesundheitsminister beleidigt zu haben, verschwand er Anfang der Woche hinter Gitter. REINER WANDLER