: Die pulsierende Herzkammer
Das Nikolai-Quartier zwischen Trostbrücke und Rathausmarkt soll zu Hamburgs größtem Business Improvement District umgestaltet werden. Handelskammer legt konkrete Pläne vor
VON SVEN-MICHAEL VEIT
Mit einem Business Improvement District (BID) zwischen Rathaus, Neuem Wall und Willy-Brandt-Straße möchte die Handelskammer die Attraktivität der Innenstadt steigern. Die einstige „Wiege der Kaufmannsstadt Hamburg“ sei in den vergangenen Jahrzehnten in eine Randlage geraten, sagte Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz bei der Vorstellung des Jahresberichts 2008/2009 der Handelskammer: „Hier gibt es Nachholbedarf.“
Der Vorschlag der Kammer sieht vor, das so genannte Nikolai-Quartier zum größten BID Hamburgs und „zu einer pulsierenden Herzkammer zu machen“. Dazu soll die Straße Großer Burstah wieder in beide Richtungen befahren werden können. Dadurch könnten Mönkedamm und Alter Wall verkehrsberuhigt werden. Dort sollten stationäre Antikmärkte und eine „Kunstmeile“ zwischen dem Bucerius Kunst Forum an der Schleusenbrücke und dem Adolphsplatz für eine höhere Attraktivität bei Touristen und Einheimischen sorgen.
Ein Parkplatz für Touristenbusse solle auf dem Hopfenmarkt eingerichtet werden, schlug Schmidt-Trenz vor. Von dort könnte ein Rundweg durch das Hamburg des 18. und 19. Jahrhunderts führen: an der Nikolaikirche vorbei, über das Nikolaifleet und die Trostbrücke, wo einst Rathaus und Börse standen, zum Rathausmarkt sowie durch den Neuen Wall und den Großen Burstah.
Zu dem Konzept, das von Oberbaudirektor Jörn Walter und dem Bezirksamt Mitte „begrüßt“ werde, wie Schmidt-Trenz sagte, gehörten auch zusätzliche Angebote in Gastronomie und Einzelhandel sowie ein gemeinsames Marketingkonzept für das Quartier. Bis zum Sommer solle der Antrag auf Einrichtung eines BID bei den Behörden gestellt werden. Die Kosten beliefen sich auf mehr als sechs Millionen Euro.
Ein BID ist ein definierter öffentlicher Raum, in dem die Grundstückseigentümer Maßnahmen zur Verbesserung des Erscheinungsbildes selbst finanzieren und umsetzen. Vorbild ist die Edelshopping-Straße Neuer Wall, die 2005 von den anliegenden Nobelgeschäften aufgeschickt wurde.
Wirtschaftspolitischer Schwerpunkt der Handelskammer bleibt jedoch der Ausbau des Hamburger Hafens und die Vertiefung der Elbe. „Das ist unser zentrales Thema“, versicherte Schmidt-Trenz. Die gegenwärtige „Wachstumspause“ biete die Chance, den bestehenden Investitionsrückstand aufzuholen. Im vergangenen Jahr war der Containerumschlag im Hafen vermutlich rückläufig. Exakte Zahlen liegen am Donnerstag vor.
„Wir haben es nicht mit einer dauerhaften Abflachung des Hafenumschlags zu tun, sondern mit einer Seitwärtsverschiebung des Wachstums“, glaubt der Hauptgeschäftsführer. Bislang seien alle Prognosen zur Entwicklung des Containerumschlags von der Realität übertroffen worden. Wenn in absehbarer Zeit das Wachstum wieder einsetze, müsse Hamburg gerüstet sein.
Schmidt-Trenz appellierte an Niedersachsen, die Elbvertiefung nicht weiter aus Rücksicht auf Wahltermine wie die Bundestagswahl zu verzögern. „Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit und auch der Verantwortung, denn der Hamburger Hafen ist nach VW der zweitgrößte Arbeitgeber in Niedersachsen.“