Saudis intervenieren vergebens

Die USA wollen die zensierten Seiten aus dem Report zum 11. September nicht freigeben

WASHINGTON taz ■ Das Verhältnis zwischen den USA und Saudi-Arabien bleibt frostig, da sich US-Präsident George W. Bush weigert, die geschwärzten Seiten eines Kongress-Untersuchungsberichts zu den Terroranschlägen vom 11. September preiszugeben, in denen das Königreich beschuldigt wird, die Flugzeugentführer unterstützt zu haben.

Saudi-Arabien wies am Dienstag erneut alle Vorwürfe zurück, in die Anschläge verwickelt gewesen zu sein. „Auf der Grundlage von Unterstellungen“ werde Saudi-Arabien beschuldigt, sagte Außenminister Saud al-Faisal nach einem Blitzbesuch bei Bush im Weißen Haus. Es sei eine „Beleidigung“, dass in dem Bericht zensierte Seiten als Beweis für die Schuld seines Landes dienen sollten. Die Beschuldigungen seien reine „Spekulationen“.

Faisal überbrachte einen empörten Brief des saudischen Herrschers Kronprinz Abdullah, in dem dieser erklärte, sein Königreich werde „fälschlich und in krankhafter Weise der Komplizenschaft bei den tragischen Terroranschlägen vom 11. September beschuldigt“. Die harschen Worte hinterließen bei Bush offenbar wenig Eindruck. Er rechtfertigte erneut die Zensur der 28 Seiten. Solange die Ermittlungen zu den Attentaten noch andauerten, sei die Freigabe des Kapitels „absurd“ und würde dem „Feind helfen“, da er so Zugang zu Quellen und Ermittlungsmethoden erhielte.

Der Untersuchungsbericht hatte nach Informationen von US-Medien aufgedeckt, dass ein saudi-arabischer Agent Verbindungen zu den Attentätern hatte. Er soll zwei von ihnen geholfen haben, eine Wohnung im kalifornischen San Diego anzumieten. Auch finanzielle Unterstützung soll belegt sein. Zudem beklagen die Autoren mangelnde Kooperation von Seiten der Saudis im Antiterrorkampf. Nach der Vorstellung des Berichts vergangene Woche war es zu einem Eklat zwischen Riad und Washington gekommen. Das saudische Königshaus reagierte wütend auf die – nicht neuen – Anschuldigungen und schickte seinen Außenminister eilig nach Washington, um Schadensbegrenzung zu betreiben und von Bush persönlich die Veröffentlichung der geheim gehaltenen Passagen zu fordern. Doch auch US-Kongressabgeordnete verlangen die Bekanntgabe des mysteriösen Kapitels. Sie werfen Bush vor, ausländische Regierungen zu schützen und Fehler der eigenen Geheimdienste zu vertuschen. Einige Sicherheitsexperten sind zudem der Ansicht, dass die Preisgabe der 28 Seiten die Arbeit der Ermittlungsbehörden nicht beeinträchtige. MICHAEL STRECK