WERBEPAUSE: BEI LIDL IM ANGEBOT

Es gibt Ereignisse und Themen, auf die man ewig warten kann, ohne dass sie eintreten. Dass Bahnchef Hartmut Mehdorn in einem ICE mit Achsenbruch festsitzt zum Beispiel. Dass sämtliche persönlichen Dateien auf Innenminister Wolfgang Schäubles Computer bei einer Online-Durchsuchung versehentlich ins Internet gestellt werden. Oder dass Lidl in seinem aktuellen Werbeprospekt Überwachungskameras anpreist. Dass all das nicht passieren wird, liegt daran, dass Mehdorn lieber fliegt, Schäuble seinen Computer gar nicht selbst bedienen muss (weshalb dort keine persönlichen Daten liegen) und Lidl aus seinem eigenen Überwachungsskandal, der Mitarbeiter und zum Teil auch Kunden betraf, gelernt hat, sich nun zumindest um ein positives Image bemüht und solche Steilvorlagen selbstverständlich nicht liefern würde. Moment! Was steht da im aktuellen Werbeblatt des Unternehmens auf Seite 10? „Mini-Überwachungskamera für 29,99“? „Sehen und hören, wer vor der Tür steht“, wirbt der Discounter. „Für den Innen- und Außenbereich geeignet, integriertes Mikrofon zur Tonüberwachung, macht Ihren Fernseher zur Überwachungsanlage“. Oder, wer es noch sicherer will, nimmt die etwas professionellere Ausführung in Form einer Überwachungskamera mit Videospeicher für 99,99. Die erkennt Bewegungen und speichert die Sequenz automatisch. Sechs LEDs sollen „ zur Ausleuchtung des Nahbereichs bei Dunkelheit“ dienen. Illustriert ist das Ganze mit dem Bild einer leicht grimmig dreinschauenden Frau, die vor einer Haustür steht und als Objekt der Kameraüberwachung dient. Wer jetzt daran denkt, seine eigene Wohnungstür in einen Hochsicherheitstrakt zu verwandeln oder zumindest dem neurotischen Exvermieter einen Hinweis zu stecken, muss aber erst einmal warten. Derzeit seien die Angebote leider ausverkauft, teilt Lidl mit. Doch weil nun auf einmal alles möglich erscheint, warten wir gespannt auf die Durchsuchung von Schäubles Computer. SVENJA BERGT