Sterben unterm Sternenhimmel

Recht auf Würde: Das Hospiz Sternenbrücke in Hamburg-Rissen betreut bereits seit zwei Monaten unheilbar kranke Kinder und ihre Familien

hamburg taz ■ „Tut sterben weh?“ Viele todkranke Kinder, die Krankenschwester Ute Nerge betreut hat, haben diese Frage gestellt. Und um ihnen diese Angst zu nehmen und erfüllte letzte Tage zu ermöglichen, wollte sie ein Kinder-Hospiz gründen. Ein Förderverein, eine Stiftung und private Spenden finanzierten die Sanierung und den Umbau einer alten Villa in Rissen am westlichen Stadtrand Hamburgs. Am 17. Mai wurde die Sternenbrücke als erstes Hospiz für Kinder und ihre Familien in Norddeutschland eröffnet.

„Nach vielen Jahren aufopferungsvoller Pflege ist auch die Familie krank“, hat Ute Nerge beobachtet. Deshalb werden Eltern und Geschwister in Rissen ebenfalls intensiv betreut. Ein Therapiebad, rollstuhlgerechte Spielplätze, Räume mit strahlend gelben Wänden und riesigen Fenstern sowie eine großzügige Parkanlage rund um das 1600 Quadratmeter große, zweistöckige Haus sollen eine Wohlfühlatmosphäre für alle schaffen. Das Pflegepersonal kümmert sich um die kranken Kinder, sodass die Familien „neue Energie tanken können für den Kraft raubenden Pflegealltag.“ Ein Tag im Hospiz kostet rund 380 Euro, vier Wochen Aufenthalt pro Jahr übernimmt die Krankenkasse, den Rest hofft Nerge mit Spenden auffangen zu können.

Am 1. Juni zogen die ersten Gäste in die Sternenbrücke, zurzeit halten sich fünf Kinder im Rissener Hospiz auf, zwei zusammen mit ihren Familien. „Es können mehr werden“, sagt Ute Nerger, „aber wir sind zufrieden“. Bis zu zwölf Familien nimmt die Sternenbrücke auf.

„Wir haben ein eigenes Konzept“, betont Ute Nerge. Im Gegensatz zu anderen Hospizen konzentriert sich die Sternenbrücke zum Beispiel stärker auf die Geschwister. „Ich wollte eine gemütliche Atmosphäre schaffen“, so Nerger. Besonders stolz ist sie auf die Gestaltung des Abschiedsraumes. An dessen Decke bilden über 200 kleine Lämpchen einen Sternenhimmel.

Auch Gaby Letzing vom Syker Hospiz scheint das gefallen zu haben. „Als sie uns zur Eröffnung einlud, erzählte sie, dass das Löwenherz auch einen Raum mit Sternenhimmel haben wird“, berichtet Ute Nerger. Sie ist froh, dass das Konzept der Kinder-Hospize sich weiter verbreitet: „Es gibt 15.200 unheilbar kranke Kinder in Deutschland. Die haben ein Recht auf Würde.“mareike aden