Falsche Papiere

Einschleusung von Ausländern: Prozess gegen Ex-Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde

göttingen lni ■ Rund zweieinhalb Jahre nach der Durchsuchung der Jüdischen Gemeinde in Göttingen sind die Ermittlungen gegen die damalige Vorsitzende Eva Tichauer Moritz jetzt abgeschlossen. Der Frau, die inzwischen von ihrem Posten zurückgetreten ist, wird vorgeworfen, mindestens elf nichtjüdischen Ausländern mit falschen Papieren ein dauerhaftes Bleiberecht verschafft zu haben. Der Prozess soll am 2. September beginnen.

Tichauer Moritz würden Beihilfe zur Urkundenfälschung, unerlaubtes Einschleusen von Ausländern und Verstoß gegen das Ausländergesetz vorgeworfen, sagte der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans-Hugo Heimgärtner. Es sei der Frau nicht darum gegangen, sich persönlich zu bereichern. „Die jüdischen Abstammungsurkunden, die ihr vorgelegt wurden, hätte sie jedoch leicht als Fälschungen erkennen müssen.“

Unter den von Tichauer Moritz Begünstigten sollen vor allem Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sein, die sich durch die gefälschten Urkunden als Juden ausgewiesen haben. Sie seien als Touristen nach Deutschland eingereist. Tichauer Moritz bestreitet die Vorwürfe und erklärte, sie sei von Mitgliedern der rund 200 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde Göttingen „gezielt denunziert worden“. Durch die Aktion der Ermittlungsbehörden sei „für das ganze jüdische Leben in Deutschland ein Schaden entstanden“. Sie erwarte eine Entschuldigung.

Kirchen, Gewerkschaften und Lokalpolitiker hatten bei Bekanntwerden der Vorwürfe im Februar 2001 die Durchsuchungen von Wohnungen und Büroräumen kritisiert.