Hans blieb hart

UN-Chefinspekteur Blix bekommt Orden in Hannover – und wiederholt seine Vorwürfe gegen die USA

Hannover taz ■ Hans Blix blieb konziliant, aber hart. Nein, weder der US-amerikanische noch der englische Geheimdienst hätten die angeblichen Hinweise auf Massenvernichtungswaffen im Irak „aufgesext“. Aber es sei „sicherlich“ irgendeine Stelle in der Regierung von George W. Bush gewesen, betonte der ehemalige UN-Chefinspekteur im Irak gestern in Hannover.

Für diese Standhaftigkeit gegenüber der Supermacht USA, die den schwedischen Diplomaten im Ringen gegen den Irak-Krieg auszeichnete, ist Blix gestern mit dem Leibniz-Ring-Hannover ausgezeichnet worden. Dem 75-jährigen Mann, den die Weltgeschichte streifte, wurde die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung des Presse Clubs der Stadt gestern im Congress Centrum verliehen.

Seit Jahren ist die UNO nicht mehr so von einem Staat düpiert worden wie im Vorlauf des Irak-Kriegs: Nur gut drei Monate durften die Inspekteure unter Führung von Hans Blix das Land nach A-, B- und C-Waffen durchsuchen. Dann brachte die Koalition von Bush und Blair trotzdem Krieg über die Irakis – obgleich Blix immer wieder betonte, er habe den Grund für den Einmarsch nicht gefunden und brauche mehr Zeit. Ja, die Kriegsdrohungen der US-Amerikaner seien im Grundsatz richtig gewesen. „Ohne die hätte der Irak gar keine Inspekteure ins Land gelassen“, sagte Blix. „Aber wenn die Drohung aus 200.000 Soldaten besteht, gibt es kein Zurück mehr.“

Für US-Verteidungsminister Dick Cheney hätte der Einmarsch schon im August vergangenen Jahres festgestanden, meinte Blix. Das heiße aber nicht, dass Bush oder Blair „die Öffentlichkeit wissentlich in die Irre geführt“ hätten, wenn sie auf Funde von CIA oder MI 5 verwiesen hätten. Aber die seien wohl alle „a bit fishy“ – „ein bisschen faul“ – gewesen, egal, ob es sich um die Trucks für die angebliche Herstellung von Biowaffen oder um die Aluminium-Röhren gehandelt habe, in denen Uran angereichert werden sollte.

„Die atomare Bedrohung war von vornherein nicht existent“, sagt Blix, „die Infrastruktur zum Bau von Nuklearwaffen war längst zerstört worden.“ Und: „Man kann Fehler machen. Aber wenn man einen Krieg beginnt und den UN-Sicherheitsrat nicht auf seiner Seite hat, ist das schon ein ernstes Problem.“

Recht hat er behalten, gemordet wurde trotzdem. Jetzt ist der 75-jährige Schwede in Rente. Verziehen hat Blix vielen Akteuren ihr böses Spiel am Golf bis heute nicht. Und natürlich hofft er auf die Demokratisierung im Irak: „Es kann passieren, dass Illegales auch positive Folgen hat.“

kai schöneberg