Zombieparade

Zum Start der Regionalliga Nord wagen viele Vereine den Spagat zwischen einer möglichst professionellen Infrastruktur und einem niedrigen Etat

aus HamburgOKE GÖTTLICH

Vor noch nicht allzulanger Zeit trieben Zombies ihr Werk in den beiden Regionalligen Nord und Süd. Bereits totgeglaubte Vereine pumpten in Zeiten, als der Fußball allen glauben machen wollte, es gehe ihm gut, Mark wie Euro in ihre maroden Strukturen und waren sicher, der Aufstieg zurück in den Profifußball könne allein durch Geld erreicht werden. Gerade traditionsreiche Vereine banden sich an erst eifrige, dann immer kleinlauter werdende Vermarktungsschreier.

Engelbert Nelle, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sieht nach dem finanziellen Kollaps im vergangenen Jahr die Regionalligen wieder lebendig. „Es gibt zwar immer wieder Ausreißer, aber die Vereine planen jetzt vernünftiger.“ Die sechs Nordvereine St. Pauli, Kiel, Neumünster und Braunschweig sowie die Amateurteams von Werder Bremen und dem HSV haben dabei ihre ganz speziellen wie eigenen Schwierigkeiten. Insgesamt stieg das Gesamtvolumen aller Etats in der Regionalliga Nord zwar um 23 Prozent, doch sind es gerade die Zweitligaabsteiger Braunschweig und St. Pauli, die ihre Etats erheblich der nach unten korrigierten Klassenzugehörigkeit anpassen mussten. Braunschweig kalkuliert statt mit 6 Millionen Euro nun mit 4,4 Millionen. Der FC St. Pauli kürzte seinen Etat gar um zwei Millionen Euro von 4,5 Millionen auf 2,5 Millionen Euro für den Lizenzspielerkader (Kasten). Eine Summe, die auch Holstein Kiel investiert. Dementsprechend wird Braunschweig neben Essen, Paderborn und Wattenscheid als Favorit für den Zweitligaaufstieg gehandelt.

Überraschungsaufsteiger VfR Neumünster wird in dieser Tabellenregion kaum zu finden sein, treten die Schleswig-Holsteiner doch als einziger Verein der Liga mit einem sechsstelligen Betrag (800.000 Euro) an. „90 Prozent unserer Spieler arbeiten noch nebenbei, und Vorstand wie Geschäftsstelle werden komplett von Ehrenamtlichen geleitet“, sagt VfR-Pressesprecher Marcel Meinert.

„St. Pauli ist ganz gut aufgestellt aufgrund der hohen Zuschauerzahl“, sagt Verwaltungsleiter Frank Fechner, „Probleme bereitet natürlich die Anpassung der Infrastruktur, denn die ist bei uns nach wie vor beinahe zweitligareif“, beklagt er sich aufgrund der Mindereinnahmen aus den TV-Rechten. 460.000 Euro erhält jeder Regionalligist, ein Zehntel von dem, was in der zweiten Liga verdient wird. Ab dem kommenden Jahr sollen Regionalligisten nur noch 375.000 Euro vom DFB erhalten.

Einige Vereine kritisieren daher die Vermarktungssituation durch die Sportrechteagentur Sport A. „Es fehlt an Service und Vermarktungsdruck von Seiten des DFB, obwohl auf Seiten der Vereine professionell gearbeitet wird“, empören sich einige Vertreter.

Diese Sorgen machen sich die Amateurteams vom HSV und Werder Bremen nicht. Sie hängen an der Nabelschnur des Profiteams und dürfen sowieso nicht aufsteigen.