Arbeitsplatz-Konto leer geräumt

Bei der Vereins- und Westbank in Hamburg droht ein Abbau von 900 Stellen, fürchtet die Gewerkschaft ver.di. Das Unternehmen wird in die Konzernmutter aus München integriert. Das Bankensterben in Hamburg nimmt zu

von PETER AHRENS

Die ehemalige Bankenmetrolpole Hamburg schrumpft sich weiter klein. Jetzt dürfte es die MitarbeiterInnen der Vereins- und Westbank (VuW) erwischen. Nachdem die Konzernmutter, die Münchener HypoVereinsbank, verkündet hat, ihre norddeutsche Tochter in das Gesamtunternehmen „einzugliedern“, befürchtet die Gewerkschaft ver.di den Abbau von bis zu 900 Arbeitsplätzen in der Region Hamburg. Der ver.di-Fachbereichsleiter Banken, Berthold Bose, sieht vor allem Stellen in der Verwaltung auf der Kippe.

Bislang hatte die HypoVereinsbank, das zweitgrößte Kreditunternehmen Deutschlands, stets erwogen, die Vereins- und Westbank mit ihren über 4.500 MitarbeiterInnen im Norden zu verkaufen. So galt die Hamburger Sparkasse als heißer Kandidat für eine Übernahme der VuW. Doch jetzt machten die Münchener allen Verkaufs-Spekulationen ein Ende.

Hypo-Vorstandschef Dieter Rampl hat beim Verkünden der Entscheidung dezidiert bereits auf personelle Doppelbesetzungen bei Mutter- und Tochterbank hingewiesen, die ihm ein Dorn im Auge sind. Insofern ist die Konzernentscheidung eine, die bei der VuW einschneidende Veränderungen mit sich bringen wird.

Bei der betroffenen Bank selbst in der Zentrale am Alten Wall gab man sich gestern einsilbig. Der Vorstand werde „mit dem Vorstand der HypoVereinsbank über die Einzelheiten der geplanten Transaktion kruzfristig Gespräche aufnehmen, um an einer angemessenen Lösung für die Mitarbeiter aktiv und konstruktiv mitzuarbeiten“. Unternehmenssprecher Hartmut Heinicke nannte die Zahl von 900 gefährdeten Jobs allerdings „unrealistisch“ und verwies darauf, dass die Gespräche mit der Konzernmutter in Bayern ja noch gar nicht aufgenommen seien.

Mit dem drohenden Stellenabbau bei der VuW geht das Bankensterben in der Region Hamburg in eine neue Runde. Zuvor hatten bereits die drei Großen Deutsche Bank, Commerzbank und Dresdner Bank in den vergangenen drei Jahren weit über 500 Jobs abgeschafft. Vor allem im Privat- und Firmenkundengeschäft ist konsequent rationalisiert worden. Speziell bei den einfachen Tätigkeiten wurden Aufgaben nach außen an Zeitarbeitsfirmen oder an freie Handelsvertreter vergeben, die dafür Provision kassieren.

ver.di verlangt schon seit längerem arbeitszeitverkürzende Maßnahmen, um dem Aderlass und der Arbeitsverdichtung zu begegnen. Denn die Belastung auf die verbliebenen Mitarbeiter werde gleichzeitig zum Personalabbau durchgehend gesteigert.