Melancholie

A. Krohn: „Chowringhee Blues“, Distillery, PF 870238, 13162 Berlin

A. Krohn war wieder in der Stadt und hat ein paar Bänder mitgebracht von seinen Reisen, auf die ihn ein schier übermächtiges Fernweh treibt. „Chowringhee Blues“ ist eine Berliner Platte, weil Alexander Krohn hier geboren wurde, aber aufgenommen hat er in Kalkutta, Bangkok, Kuala Lumpur, San Remo, Perth und Boulder. Und tatsächlich ist das sogar ein wenig zu hören. Im einen oder anderen Song scheinen sich sehr vorsichtig asiatische Melodieführung und fernöstliche Klangvorstellungen in den klassischen Singer/Songwriter-Entwurf zu schmuggeln. Meist aber ist der ehemalige Sänger von Britannia Theatre, Majong und Four Horsemen melancholisch, streichelt sanft die Saiten seiner akustischen Gitarre und berichtet in einem Tonfall zwischen Desillusion und Lakonie davon, was er auf seinen Reisen erlebt, und was einem so durch den Kopf geht, wenn man Wochen zubringt in Bus und Bahn zwischen hier, der Ferne und dem Nirgendwo. Mittlerweile ist Krohn auch wieder verschwunden. Hat ein paar Monate gearbeitet, ist vielleicht zum Arzt gegangen und hat sich auf den Weg gemacht. Wieder ging es nach Asien, „nur diesmal unten lang (Ostblock)“, hat er verraten. Wenn wir Glück haben, kommt er sogar wieder zurück. TO