x. weltfestspiele
: Ostberlin im Osten Berlins

Blick zurück nach Osten! Vor 30 Jahren, im Sommer 1973, richtete Ostberlin die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten aus. 8 Millionen Menschen erlebten die Party. Unter ihnen 25.000 Ausländer. Erstmals in seiner damals knapp 24-jährigen Geschichte öffnete sich der sozialistische Staat auf deutschem Boden nach außen, und erstmals hatte die DDR-Jugend die Möglichkeit zum Kontakt mit Menschen anderer Kulturen und Weltanschauungen.

Und sie nutzte ihre Chance: Berlin verwandelte sich zum Woodstock des Ostens. Die Straßen waren voller Musik und Menschen, es gab unzählige – offizielle wie halboffizielle – Events. Die Jugend der Welt fiel sich in die Arme (was nicht nur sinnbildlich zu verstehen ist).

Nach neun Tagen war es vorbei mit dieser Leichtigkeit des Seins. Die internationalen Gäste waren abgereist, die Jugendlichen kehrten in die Betriebe und Hörsäle zurück, die DDR-Führung legte wieder ihre ideologischen Scheuklappen an. Dennoch hatten diese 216 Stunden etwas verändert im Lande. Der Summer of Freedom hatte den Gedanken der Weltoffenheit geweckt, das Bewusstsein, dass die größte DDR der Welt nicht nur von Klassenfeinden umstellt, sondern wohl auch von Klassenbrüdern umringt ist.

Die Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet aus diesem Anlass von heute bis zum Sonntag „Heldinnen, Bands und Klassenbrüder“, eine „retroaktive Aktion zur Mentalitätsgeschichte der DDR“. Hinter dem sperrigen Untertitel verbergen sich jede Menge Veranstaltungen an den verschiedensten Orten im Osten Berlins (siehe unten). Das Konzept bezieht Zeitzeugen aus Ost und West ein sowie Musiker, Journalisten, Studenten, DJs, Schauspieler und Wissenschaftler. Eine gelungene Mischung, die dem Phänomen von Kultur und Subkultur in der DDR nachspüren soll.

Auch die taz widmet sich dem Thema X. Weltfestspiele. Auf zwei Seiten im morgen erscheinenden taz.mag.  AM