Schneller Schulumbau

Keine Hauptschulen mehr ab 2010/2011: Die heutigen Haupt- und Realschulen müssen sich zu Regional- und Gemeinschaftsschulen zusammen schließen. Das ging schneller als gedacht, sagt Bildungsministerin Erdsiek-Rave

Für die Schulen in Schleswig-Holstein tickt die Uhr: Ab 2010/2011 soll es keine Hauptschulen mehr geben, daher müssen sich heutige Real- und Hauptschulen zu neuen Regional- oder Gemeinschaftsschule zusammenschließen. Der Umbau des Systems ging schneller als gedacht, sagte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) gestern in Kiel.

Für das kommende Schuljahr hatten 66 Schulen Anträge gestellt, die meisten bewilligte das Ministerium. Damit nehmen weitere 41 Gemeinschafts- und 22 Regionalschulen ab August den Betrieb auf. Landesweit wird es dann 96 Gemeinschafts- und 56 Regionalschulen geben.

Durch die Zusammenschlüsse sinkt die Zahl der Schulen: Allein durch die jetzt bewilligten Anträge verschmelzen 102 Lehranstalten zu 63. „Die Dynamik hat sich fortgesetzt und entfaltet“, freute sich Erdsiek-Rave. „Auch die innere Reform nimmt Fahrt auf.“ Alle Schulen hätten gute Konzepte vorgelegt, die auf individuelle Förderung der Kinder setzten.

Heikel ist in manchen Fällen, ob die Einrichtungen die Mindestschülerzahlen erreichen. So muss eine Gemeinschaftsschule, in die Kinder bis zum Abitur gehen können, 300 Schüler zusammenbringen, davon 60 Fünftklässler. Die Regionalschule, in der Haupt- und Realschulabschluss möglich sind, braucht 45 Schüler für die fünften Klassen.

Ein Viertel aller Schulen hat sich noch nicht entschieden – sie werden nach Ablauf der Frist in Regionalschulen umgewandelt, können aber noch beantragen, Gemeinschaftsschulen zu werden. Allerdings: Vorher steht eine Landtagswahl an. Wenn dabei CDU und FDP eine Mehrheit bekommen, könnte es weiter Realschulen geben – die FDP will sie als „Angebotsschulen“ wieder einführen, die CDU hat signalisiert, zustimmen zu können.

Neben der FDP trommelt der Realschullehrerverband und der schleswig-holsteinische Elternverein für den Erhalt des mehrgliedrigen Systems. Der Verband hat dazu ein Volksbegehren auf den Weg gebracht. Den Prozess komplett umkehren will aber nicht einmal die FDP. Erdsiek-Rave sagte: „Es gibt einige, die das Rad zurückdrehen möchten, aber dafür hat es zu viel Fahrt.“

Einige Probleme sind dennoch ungelöst: Etwa die Frage, wohin Kinder gehören, die vom Gymnasium abgehen müssen. Laut Schulgesetz sind die Regionalschulen für sie zuständig, aber in einigen Orten gibt es keine mehr. Erdsiek-Rave gab zu, dass das geändert werden könnte. Wechsel sind auch innerhalb der Schularten schwierig. „Mobilität von Schülern schafft immer Probleme“, sagte die Ministerin. Sie lobte aber die „hohe Motivation“ aller Pädagogen.

Das werden diese gestern besonders gern gehört haben: In fünf Schulen im Land lief ein erster Warnstreik für mehr Gehalt.ESTHER GEISSLINGER