nazis im stadion
: HSV muss deutlich werden

Peinlich: Ausgerechnet ein Football-Star, der selbst in der HSV-Arena gespielt hat, wird dort Opfer von rassistischen Bedrohungen. Daran zeigt sich, wie dünn der Konsens ist zwischen Fans und Spitzensportlern, die ohne Ariernachweis antreten.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Der HSV hat das Problem nicht exklusiv. Aber er sollte es ernst nehmen, denn es gefährdet den sportlichen wie wirtschaftlichen Erfolg: Der Verein setzt schwerpunktmäßig auf Spieler afrikanischer Herkunft, hat mit Jens Todt einen Nachwuchskoordinator eingestellt, der eine Studie über Afrikas Fußballnachwuchs erarbeitet hat. Wenn der Hamburg künftig miede, hätte der HSV ein Problem. Nicht auszudenken, was wäre, wenn ein Vertreter von Sponsor Emirates im Stadion als Kanake beschimpft würde.

Offener Rassismus ist unter HSV-Fans deutlich zurück gegangen. Das ist weniger dem offensiven Engagement des Clubs geschuldet als dem Wandel des Profifußballs zum Event für die Mittelschicht, in der rassistische Ausfälle weniger salonfähig sind. Dass auch hier noch Lernbedarf besteht, zeigten die Beleidigungen gegen Timothée Atouba, ausgerechnet aus dem VIP-Bereich.

Der HSV sollte künftig noch deutlicher machen, dass Rassisten im Stadion keinen Platz haben. Auch wenn es schwer fällt: Gute Vorbilder sind da die Nordrivalen St. Pauli und Werder, derzeit Branchenführer in Sachen gelebte Toleranz.