Heute der Renner

Wiedereinführung der Bahncard 50 vervielfacht Umsatz auf dem Hauptbahnhof. Management froh, Kunden zufrieden. Trotz des höheren Preises freuen sie sich, wieder spontan reisen zu können

aus HamburgGERNOT KNÖDLER

Die Bahn hat sich gestern ein Erfolgserlebnis beschert. Nach monatelangen Protesten und einem starken Umsatzeinbruch führte sie gestern die alte Bahncard mit 50-prozentiger Ermäßigung wieder ein. Statt 30 Bahncards wie an einem normalen Vormittag, verkaufte das Reisezentrum im Hamburger Hauptbahnhof gestern Vormittag 211 Bahncards mit 50 Rabatt. „Die Bahncard 50 ist heute der Renner“, freute sich denn auch Bahnmanager Jürgen Huch.

Um den Andrang zu bewältigen, wurden zusätzliche Mitarbeiter aufgeboten, die mit einem Lächeln die Reform der Reform des Preissystems erklärten. Sie erläuterten die Benutzung der Fahrkartenautomaten und halfen unter einem Sonnenschirmchen beim Ausfüllen der Bahncard-Anträge. Das Erklären dürfte den Service-Leuten nicht schwer gefallen sein, denn die Bahn hat ihr Preissystem stark vereinfacht (taz berichtete).

Seit gestern gibt es zwei getrennte, nur für eine Übergangsfrist weiterhin kombinierbare, Rabattsysteme: Die Bahncards mit 25 Prozent und 50 Prozent Ermäßigung für diejenigen, die sich von jetzt auf gleich in einen Zug setzen wollen, und die Sparpreise mit 25 und 50 Prozent Ermäßigung. Um Sparpreise nutzen zu können, muss man sich im Voraus auf einen bestimmten Zug festlegen und eine Rückfahrt mitbuchen. Die neue Bahncard 50 ist zwar teurer als die alte, dafür können jedoch bis zu vier beliebige Menschen zum halben Preis mitfahren. Überdies reduzierte die Bahn bei der ersten Reform die Preise für die Fernstrecken im Schnitt um 16 Prozent.

Bei der Kundschaft im Hauptbahnhof kommt die Wiedereinführung der Bahncard gut an. So freut sich die Stammkundin Schröder-Hoch, dass sie wieder spontan fahren kann. Als die alte Bahncard abgeschafft wurde, sei sie aufs Auto umgestiegen. „Ich kann mich nicht so langfristig festlegen und dann auch noch Strafe zahlen“, sagt sie. Dass die Bahncard 50 teurer ist als ihre Vorgängerin, nimmt sie nicht tragisch: „Alles wird teurer.“

Für Sebastian Kehrer ist es ebenfalls keine Frage, ob er eine neue Bahncard kaufen wird. „Es geht nicht anders“, sagt er. Jede Woche pendelt er zwischen Hamburg und Würzburg, weshalb er sich auch noch auf den letzten Drücker eine alte Bahncard gekauft hatte. Sie hat ihn über die missglückte Reform gerettet. „Jetzt wird‘s wieder anders“, freut er sich. „Alles paletti!“

Magdalena Schneeloch hat erst kürzlich eine Bahncard 25 gekauft, weil ihre alte Bahncard gerade abgelaufen war. Jetzt will sie die 25er gegen eine 50er eintauschen. Die sei zwar teuerer, weil sie jede Woche in den Harz fahre, lohne sich aber dennoch. Immer rechtzeitig Fahrkarten kaufen zu müssen sei „nur Krampf“ gewesen.

Rosemarie Dalmas zweifelt in der Einheitswarteschlange, welche Bahncard ihr am besten ins Konzept passen könnte. Weil die Bahncard 50 mit jetzt 200 Euro für die 2. Klasse „sehr viel teurer“ geworden sei, weiß sie nicht, ob sich die Card bei drei Reisen im Jahr nach Frankfurt/Main lohnt. „Bisher hab‘ ich sie blind gekauft“, erinnert sich Dalmas. Der Taschenrechner zeigt: Auch die neue Bahncard 50 lohnt sich für sie.