Absagen horten, nicht Kinder

Erster Tag des Kita-Gutscheinsystems in Hamburg: Eltern und Träger werfen Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) Versagen vor. Er selbst spricht von einem „erfolgreichen Start“. Und wer arbeitet, könne auch ohne Förderung auskommen

von ELKE SPANNER

Die Einschätzungen zum Start könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) gestern lobte, die Eltern würden beim neuen Kita-Gutscheinsystem „die Verbesserungen spüren“, sparten diese und die Kita-Träger nicht mit Kritik: Der Hamburger Caritasverband startete gestern mit „großer Sorge um die betroffenen Eltern und Kinder“ ins neue System, und der Verein „FamilienPower“ warf Lange vor, Kinder und Eltern „zu ohnmächtigen Bittstellern zu degradieren“. Und die SPD sieht „das Scheitern der Hamburger Kita-Politik offiziell bestätigt“.

Denn noch immer warten zwischen 6000 und 7000 Eltern vergeblich auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind – darunter 2880 Familien, in denen Vater und Mutter berufstätig sind. Dabei haben die ohnehin nur eine Chance, wenn ihr Kind zwischen drei und sechs Jahre alt ist. Für zumindest vier Stunden am Tag gibt es dann Anspruch auf einen Kita-Platz. „Aus Geldgründen“, erklärt der Sprecher der Bildungsbehörde, Hendrik Lange, „konnten wir bei Erstbewilligungen nur Hortkinder berücksichtigen“. Das heißt: Wer etwa nach einjähriger Babypause wieder in den Job einsteigen will, hat von vornherein keine Chance.

Dennoch lobte Bildungssenator Lange den Start ins neue System gestern als „erfolgreich“. Hamburg, behauptete er, liege mit der Förderung von Kindergartenplätzen „an der Spitze aller westdeutschen Großstädte“. Hamburgs SPD-Chef Olaf Scholz hält dagegen, dass nun „Väter und Mütter ihre Arbeit kündigen müssen, weil sie keine Betreuung für ihre Kinder bekommen“.

Ein Vorwurf, den Behördensprecher Lange für unberechtigt hält: Dass so viele Eltern keinen Gutschein bekamen, bedeute lediglich, dass für sie eine finanzielle Förderung der Kinderbetreuung entfällt. Es gäbe aber auch nichtgeförderte, sprich sehr viel teurere Plätze. Und für erwerbstätige Eltern sei das „sicher eine Möglichkeit“.