Klärungsbedarf herrscht

Allerorten beginnt die Nachbereitung der „Ena 2“-Havarie. Umweltausschuss widmet sich in der nächsten Woche der Frage, wie gut Hamburg auf Unglücksfälle vorbereitet ist

Eine „Nachbereitung“ in Sachen Schiffskollision hatte am Sonntag bereits Innenbehörden-Staatsrat Stefan Schulz (CDU) angekündigt: „Weil der Risikofaktor Mensch nicht auszuschließen ist“, kommt darum offenbar nicht mal eine bestens vorbereitete Stadt herum, deren „Pläne zur Schadensabwehr funktioniert haben“.

Mit der „Ena 2“ wird sich Anfang kommender Woche der Umweltausschuss der Bürgerschaft in einer Sondersitzung befassen. Das forderte gestern Vormittag die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Monika Schaal. Der Ausschussvorsitzende, GALier Christian Maaß, hatte bereits in der vergangenen Woche erhebliche Zweifel am Schadensmanagement seitens der Norddeutschen Affinerie angemeldet.

Auch wenn der Grundsatz „Sicherheit vor Schnelligkeit“ richtig sei, so Maaß gestern gegenüber der taz, müsse man doch fragen dürfen, „ob wir in Hamburg gut vorbereitet sind, wenn man eine knappe Woche braucht, um ein kleines Schiff bei optimalen Witterungsbedingungen zu bergen“. Ausdrücklich kein Vorwurf sei dabei den Rettungskräften vor Ort zu machen. Die Zeitspanne allerdings, die es dauerte, bis die erforderlichen Schwimmkräne endlich zur Verfügung standen, sei bestimmt plausibel zu erklären, aber gleichwohl zu lang. Man könne gewiss nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, räumte Maaß ein. Ob aber der größte deutsche Seehafen nicht im Stande sein müsse, auf „typische Gefahren“ mit „schematisierten Abläufen“, also ausgearbeiteten Notfallplänen zu reagieren, das sei zu klären.

Besondere Bedeutung kommt für Maaß – wie auch für den SPD-Innenexperten Andreas Dressel – einer einzuführenden Nullpromillegrenze für Kapitäne insbesondere von Gefahrgutschiffen zu. Die fordert, so berichtet heute das Hamburger Abendblatt, jetzt auch Umweltsenator Michael Freytag (CDU). Auch soll eine eigene Lenkungsgruppe das behördliche Krisenmanagement untersuchen.

Eine brisante Frage meint indes der NDR beantwortet zu wissen: Zwei Tankluken der „Ena 2“ waren, wie gestern gemeldet, schon vor der Havarie geöffnet. Demnach sollen Hafenarbeiter dem Kapitän angeboten haben, die Tanks leer zu pumpen – dann aber sei das Schiff zu rasch gesunken. Alexander Diehl