tonspur
: Kopfbälle und Kopfsteinpflaster

Ein bisschen ungerecht ist das ja schon. Finde ich. Wird so ein Gewese gemacht, bloß weil die Sportschau ins Erste zurückkommt. Wegen des ganzen Football-is-coming-home-Jubels denkt niemand mehr an die schöne, alte Konferenzschaltung! Im Hörfunk natürlich. Immerhin gibt es die seit über 50 Jahren, genauer gesagt seit dem 21. September 1952. Damals hieß es im Nordwestdeutschen Rundfunk: „Alle Spiele der Oberliga Nord!“ Das Experiment funktionierte. So gut, dass bis heute die Bundesliga-Begegnungen jeden Samstag in den Radioprogrammen der ARD konferenzgeschaltet werden. Und zwar in Sportsendungen mit Namen wie „Sportplatz“, „Stadion“, „Heute im Stadion“, „Arena“ etc. Bei aller Vorfreude auf die „Sportschau“ im TV – diese Shows haben auch ein bisschen Aufmerksamkeit verdient. Nicht zuletzt wegen des Stars der Fußball-Kommentatoren: Günther Koch, der beim Bayerischen Rundfunk seit über 25 Jahren leidenschaftlich beschreibt, was 22 Männer mit einem Ball so alles anstellen. „Und jetzt, liebe Leut, geht’s hier noch mal richtig rund im Olympiastadion.“ Heute, in den ARD-Rundfunkanstalten. Ab 15.00 Uhr.

 Apropos Olympiastadion: Zwar hat ja mittlerweile fast jede dahergelaufene Großstadt eins, aber so richtig verdient hat die Bezeichnung nun mal das Olympiastadion in Athen. Und nicht nur die „Sportschau“ kommt heim – auch die Olympischen Spiele 2004. Nämlich dorthin, wo sie in der Antike begannen und wo 1896 die ersten Spiele der Neuzeit stattfanden. Doch mit einem Olympiastadion allein ist es nicht getan – was Ole Schulz in seinem Feature „Baggern für Olympia“ deutlich macht. Ein Jahr vor den Spielen ist Athen eine einzige Großbaustelle – Sportstätten und Gebäude, Umgehungsstraßen, neue Straßenbahnlinien sind in Arbeit. Und dabei werden auch groteske Probleme aufgedeckt: Wohin nur mit den 25.000 herrenlosen Athener Hunden? (Sonntag, 17.30 Uhr, Deutschlandradio Berlin)

 Und zum Abschluss noch einen Tipp für alle, die mit Sport nix anfangen können: Wie wäre es stattdessen mit einer schönen Collage aus Franz Kafkas Briefen an Felice Bauer, Tagebuchaufzeichnungen und Werken? Das Radiostück von Matthias Baxmann ist zum „Hörspiel des Monats“ gekürt worden. („Kein Brief gestern, keiner heute“, Dienstag, 20.10 Uhr, Deutschlandfunk) Hier geht es nicht um Kopfbälle oder Straßenköter, sondern um diese „ungeheuere Welt, die ich im Kopf habe“. Also Kafka, nicht ich!    VERONA VON BLAUPUNKT