Die Hoffnung geht zuletzt baden

Die Berliner Bäderbetriebe rechnen mit Millionendefizit, Strandbadpächter müssen Mitarbeiter entlassen. Nur die Freiluftcineasten kommen auch bei Nieselregen

Für die Pächter der Strandbäder ist der derzeitige Wetterbericht eine deprimierende Angelegenheit: Regen, Gewitter und Wassertemperaturen um 18 Grad locken nur die Hartgesottenen an den Strand und in die Berliner Gewässer. „Wir haben so gut wie gar keine Gäste, eigentlich bräuchten wir unser Bad gar nicht erst öffnen“, sagt eine Mitarbeiterin des Strandbades Plötzensee. „Uns war schon klar, dass wir wohl kaum einen so grandiosen Sommer wie im letzten Jahr haben würden, aber mit derart traurigem Wetter haben wir wirklich nicht gerechnet.“

Die Mehreinnahmen vom letzten Jahr wurden in Renovierungen investiert, ein Finanzpolster gibt es nicht. Erste Saisonmitarbeiter der Strandbäder Lübars, Tegel und Plötzensee mussten schon gekündigt werden, geplante Beachpartys mit Livemusik werden vermutlich gar nicht stattfinden können.

Besonderen Kundenandrang haben die Freibäder der Berliner Bäderbetriebe auch nicht zu vermelden. Kamen im Juni 2003 noch 984.000 Besucher, sind es in diesem Jahr gerade einmal 330.000. Das ist gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt, dass es im Juni dieses Jahres nur zwei Sonnentage mit Temperaturen über 25 Grad gab – im Vorjahresmonat waren es 22 Tage. „Es kommen immer noch mehr Besucher, als wir bei dem Wetter eigentlich erhofft hatten, die Leute nutzen wirklich jeden Sonnenstrahl“, sagt Klaus Lipinsky, Geschäftsführer der Bäderbetriebe. Das Defizit gegenüber dem Finanzplan betrage derzeit trotzdem rund eine Million Euro, „wir hoffen einfach auf einen richtig heißen August“.

Stellen werden in den Berliner Freibädern nicht gestrichen, doch laut Lipinsky müssen die Sommertarifverträge „an der unteren Kante gefahren werden“. Alle gesetzlich vorgeschriebenen Wartungen würden natürlich durchgeführt, nur geplante Renovierungen können in diesem Jahr wohl nicht stattfinden. Da jeder Besucher den subventionierten Bädern ohnehin mehr Kosten als Einnahmen einbringt, sehen die Bäderbetriebe dem verregneten Somer gelassen entgegen.

Bei den Betreibern der Open-Air-Kinos herrscht ebenfalls optimistische Gelassenheit. Die Besucherzahlen sind gegenüber dem Vorjahr zwar um zwei Drittel geringer, dafür aber konstant. „Es kommen immer noch zwischen 200 und 300 Leute pro Vorstellung“, sagt Luis Schneider, Betreiber des Freiluftkinos Friedrichshain. „Wir haben schon ganz andere Sommer überstanden, ein paar gute Tage werden schon noch kommen.“

Löblich sei außerdem die gute Vorbereitung der Freiluftcineasten auf die kühle Witterung: Dank mitgebrachter Wolldecken, Regencapes und heißen Getränken hielten die meisten auch bei Nieselregen und 13 Grad noch bis zum bitteren Ende durch.

ALENA SCHRÖDER