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: „Jedes Kind hat ein Talent“

Die Fotografin Petra Wollny zeigt Kinderarmut in Hamburg

taz: Frau Wollny, wohin in Hamburg sind Sie gegangen, um Kinderarmut zu fotografieren?

Petra Wollny: Ich war von Steilshoop bis Billstedt unterwegs. Dort bin ich auf Spielplätze gegangen oder habe Eingangstüren fotografiert. Während dieser Zeit habe ich ständig mit Ursel Becher zusammengearbeitet, die ja die Kinder-Armutsstudie in Hamburg auf den Weg gebracht hat. Sie war es auch, die mich gefragt hat, ob ich die Studie nicht fotografisch begleiten möchte.

Sind Sie beim Fotografieren im Hintergrund geblieben?

Eigentlich nicht, ich wurde sogar oft angesprochen. Die Kinder fanden es klasse, solch eine Aufmerksamkeit zu bekommen. Manchmal hab ich ihnen meine Kamera gegeben und sie haben ein wenig geknipst.

Hatten Sie ein Schlüsselerlebnis?

Ja, irgendwann kam ein etwa 20 Jahre alter Jugendlicher zu mir und und sagte, dass er Türsteher im Docks sei. Er fragte mich, ob ich ihm nicht einen Job besorgen könne. Das konnte ich natürlich nicht.

Hat die Arbeit Sie verändert?

Nach diesen existenziellen Erfahrungen habe ich meinen Beruf als Fotografin an den Nagel gehängt und den Verein Genety gegründet. Jetzt gehe ich mit internationalen Coaches in Schulen und biete Kurse an, zum Beispiel Breakdance, Percussion oder Kunstkurse. Jedes Kind hat schließlich ein Talent.

INTERVIEW: UTA GENSICHEN

„Arme Kinder, reiche Stadt“: Vernissage um 14 Uhr, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Wandsbeker Chaussee 8

Fotohinweis:PETRA WOLLNY, 49, Gründerin von Genety