Atomstreit zu sechst

Umstrittenes Atomwaffenprogramm: Nordkorea willigt in gemeinsames Gespräch mit Südkorea, Russland, Japan, China und den USA ein

SEOUL afp ■ Im Streit um Atomwaffen hat Nordkorea in Sechs-Parteien-Gespräche eingewilligt. Pjöngjang habe Berichte aus Moskau und Seoul bestätigt, wonach es zu multilateralen Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm bereit sei, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Regierungsvertreter aus Japan, Südkorea, Russland, China und den USA begrüßten den Schritt und äußerten vorsichtigen Optimismus über eine baldige Beilegung des Atomstreits.

Ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums sagte KCNA, die Sechs-Parteien-Gespräche sollten bilateralen Gesprächen mit den USA vorausgehen. Die Vereinigten Staaten hatten wiederholt nordkoreanische Forderungen nach bilateralen Gesprächen abgelehnt, nachdem derartige Treffen ergebnislos verliefen. Aus dem südkoreanischen Außenministerium verlautete, Nordkorea habe seine zentrale Forderung nach einem Nichtangriffspakt fallen lassen. Über das Angebot zu Sechser-Gesprächen habe Pjöngjang Südkorea, Japan, China, die USA und Russland zeitgleich informiert. US-Präsident George Bush sprach von „beträchtlichen Fortschritten“ in dem seit neun Monaten schwelenden Streit. Die ersten Gespräche könnten noch gegen Ende August stattfinden.

Indes erklärte die International Crisis Group ICG, Nordkorea plane bis 2010 den Bau von mehr als 200 Atomwaffen. Demnächst wolle die Führung in Pjöngjang bereits sechs Atomwaffen herstellen, so das Brüssler Forschungsinstitut, ein von mehreren Regierungen finanzierter Thinktank. Nordkorea davon abzubringen sei die derzeit weltweit „wichtigste und dringlichste Sicherheitsfrage“.

Die Atomkrise begann im Oktober, als Pjöngjang eingestand, sein Nuklearprogramm entgegen einem bilateralen Abkommen von 1994 heimlich weiter betrieben zu haben. Die USA stoppten daraufhin ihre Öl- und Hilfslieferungen für das wirtschaftlich angeschlagene Land. Im Januar kündigte Nordkorea den Atomwaffensperrvertrag.

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