Ein preußisches Wahrzeichen

Die Stiftung preußischer Kulturbesitz in Berlin will im Turm der ehemaligen Dortmunder Union Brauerei eine Filialgalerie einrichten. Dafür müssen Stadt, Land und Brauerei zusammen arbeiten

VON PETER ORTMANN

Für den unsanierten Turm der ehemaligen Dortmunder Union Brauerei in der Innenstadt scheint eine neue Nutzung gefunden. Die Stiftung preußischer Kulturbesitz in Berlin will dort eine Filialgalerie einrichten. „Diese Überlegungen gibt es“, bestätigte gestern Pressesprecherin Stefanie Hauer in Berlin.

Als Modell gilt den Bewahrern des alten Preußentums das Daniel-Rauch Museum im hessischen Arolsen, wo Werke des klassizistischen Bildhauers gezeigt werden. Nach dem föderalen Prinzip der Stiftung werden Teile der Bestände aus Berlin gern in der Republik verteilt. Neben Dortmund ist auch das rheinische Chorweiler im Gespräch für eine Dependance. Ursachen sind nicht nur übervolle Depots in der Bundeshauptstadt, sondern auch die enorme finanzielle Beteiligung der Länder an der Erhaltung des preußischen Kulturbesitzes. Wegen sehr langfristigen Verträgen konnten die Mittel für die Stiftung im NRW-Haushalt 2004/05 trotz Finanznot nicht gekürzt werden.

„Die Entwicklung auf dem Brauereigelände wird in zwei Etappen vorangetrieben“, sagt der Dortmunder Kulturdezernent Jörg Stüdemann, dem es nicht recht war, dass Kulturminister Michael Vesper (Grüne) die Neuigkeit im Rahmen einer Tagung in der Stadt ausposaunte. Noch seien nicht alle Probleme geklärt. Gerade die Finanzierung der baulichen Maßnahmen stehe nicht. „Nur mit Mitteln aus dem Städtebau-Ministerium ist das überhaupt möglich“, sagt Stüdemann. Er möchte in dem ersten Hochhaus der Stadt, auf dem seit 1962 das gelbe „U“ prangt, auch Teile der umfangreichen Kunstsammlung des Museums unterbringen. Darin sei sich der Rat einig, sagt der Kulturpolitiker. Es sei immer besser, bedeutende Kunstwerke der Öffentlichkeit zu präsentieren, als in Depots zu lagern.

Einen Außen-Schauraum der Berliner Nationalgalerie soll es demnächst bereits im Museum für Kunst und Kultur geben. Damit soll erst einmal eine Brücke zwischen Dortmund und der Bundeshauptstadt entstehen. „Dann sehen wir weiter, was sich entwickelt“, sagt Stüdemann.

Im Ministerium für Städtebau gibt es bereits konkrete Pläne für den Brauereiturm. „Da wollen wir Gelder zur Verfügung stellen“, bestätigt Pressesprecherin Heike Dongowski die Aussagen von Minister Vesper in Dortmund. Schon jetzt seien rund 75.000 Euro aus Förderreserven bereitgestellt, aber noch nicht zugewiesen worden. Damit sollen vorgezogene Planungen und ein Gutachten für das Innenstadt-Gelände finanziert werden, auf dem der Besitzer Brau und Brunnen auch eine neue Konzernzentrale bauen will.

Preußischer Kulturbesitz und Nordrhein-Westfalen sind historisch kein Widerspruch. Gerade aus dem damals als rückständig geltenden Westfalen gingen gegen Ende des 18. Jahrhunderts bedeutende Impulse aus, die den preußischen Staat nach seiner Niederlage von 1807 radikal veränderten. Freiherr von Stein prägte zu der Zeit die Verwaltungsreformen, die er als Direktor der westfälischen Bergämter in Wetter an der Ruhr und anschließend als Verwaltungschef aller Gebiete im preußischen Westen vorbereitete.

„Wir hoffen, dass wir das alles gestemmt bekommen“, sagte Michael Vesper am Dienstag in Dortmund. „Für uns wäre eine Erweiterung der städtischen Ausstellungskapazitäten im Dortmunder U wünschenswert und denkbar“, sagte Stüdemann gestern. Machbar sei das allemal.