Zwischen Melancholie und Regenbogen

Bremer KomponistInnen paaren Akustik und Elektronik in einem Album voll Stimmungsreichtum und Vielseitigkeit

Das Lied von Thomas Markus, harmlos „Regenbogenkonfetti“ genannt, beginnt kraftvoll und optimistisch mit energiegeladenen Stakkato-Gongschlägen. Doch dann schlägt es allzu um in einzelne, versprengte Klänge. Die Euphorie ist weg, plötzlich wird es nachdenklich, bedacht und melancholisch. Solche Umschwünge beherrschen das Avantgarde-Album „Elektronik + Eins“, das der „Arbeitskreis Bremer Komponisten und Komponistinnen“ (ABK) eingespielt und mit Hilfe von Radio Bremen aufgezeichnet hat.

Der Titel „Elektronik + Eins“ ist nicht so kryptisch, wie er klingt: Jeweils ein Instrument tritt pro Lied auf, gepaart mit Elektronik von ABK-Chef Marc Pira. Neben Markus und Pira an Gong und Mischpult sind Christoph Riedlberger (Querflöte), Siegrid Ernst und Dietmar Kirstein am Klavier sowie Matthias Wichmann (Gitarre) und Uli Bösking (Bratsche) beteiligt.

Die Klänge aus dem Mischpult bilden jedoch nur den Hintergrund, Hauptprotagonisten sind die akustischen Instrumente. Die werden von ihren Interpreten, die gleichzeitig auch Komponisten sind, zu unglaublichem Abwechslungsreichtum und zur Entwicklung ganz eigener Charaktere getrieben. Das führt zu gewaltigen Stimmungsumschwüngen.

Warme Gitarren-Akkorde und -Melodien wechseln schnell mit rasenden, bizarren Riffs, die kalt und leer daherkommen. Die Bratsche Böskings schmeichelt zunächst mit einem freundlich-beschwingten Walzer, um, begleitet von zerstörerischen Untertönen, in ängstlich verwirrtem Spiel zu enden, bei dem Bösking den Bogen geradezu über die Saite zerrt. Die Hintergrund-Elektronik wartet mit konfus-wirren Kontrapunkten auf, gegenüber den ohnehin oft verloren wirkenden Instrumenten.

Keine leichte Kost also, aber mit Methode und immer neuen Überraschungen. Beim „Regenbogenkonfetti“ kommt aus dem Nichts die Stimme von Thomas Markus, der von „niederdrückenden Aufgaben“ spricht und so durch den Text die Stimmung der Musik auffängt.

Den Gefallen tun die anderen Interpreten ihren Hörern nicht. So bleibt reichlich Platz, die höchst lautmalerische Musik in ganz persönliche Assoziationen umzuwandeln. Es ist eine Musik, die laut gehört am besten funktioniert: Erst dann wird der Stimmungssog vollends entfesselt, der in die Tiefe der Musik zieht.

Holger Heitmann

Die CD kann per Fax (0421/50 10 00) oder im Internet (www.starfish-music.com) bestellt werden