Urbane Glut

Nomen est omen: Die „Sex and the City Fashion Party“ im 90 Grad war heiß – leider allerdings eher unfreiwillig

Wenn Carrie Bradshaw, die Protagonistin aus „Sex and the City“, eine Halskette trägt, dann gibt es gern einmal Anfragen bei Frauenzeitschriften: Man habe sich in den hufeisenförmigen Anhänger mit Steinchen verliebt. Wo der denn zu bekommen sei. Der Suchenden kann geholfen werden – auf der „Sex and the City Fashion Party“ im 90 Grad.

Die weiblichen Partygäste tragen fast ausschließlich fragile Highheels, und wer sich mit den aktuellen Kollektionen vertraut machen will, der lässt einfach den Blick zum Boden wandern: am Asia-Mini oder Military-Mini vorbei, die Beine entlang und dann wieder hoch zu den Schultern. Dort werden die Taschen getragen, meist die weißbunten Louis Vuittons, oder einfach eine Platikdose der Persil-Megaperls. Man steht also Carrie um nichts nach.

Zumindest arbeiten der Veranstalter Pro 7 und die Sponsoren in „innovativem Cross-Marketing“ hart daran. Ein Original-Outfit der Serie wird verlost, ein Kurzmantel aus der 6. Staffel, die in Deutschland noch gar nicht zu sehen ist. Und eine Modenschau zeigt die neue Dessous-Kollektion der Firma Passionata, auf dem kleinen Laufsteg vor der roten Wand, an der Wasser herunterrinnt, das sich in den aufgeschütteten Kieselsteinen zu einem kleinen Bächlein sammelt und feuchte Schwüle verbreitet. So werden die Models nass, aber das passt ja zum Thema, oder, wie es die Moderatorin fasst: „90 Grad – der Name ist Programm.“

Fühlbar jedoch wird weniger die Glut urbaner Sexiness als das Bemühen, „maximale Synergien in der Werbewirkung zu generieren“. Man knabbert an Pro-7-Weingummi, und die aktuelle Ausgabe der Cosmopolitan führt in „222 Sex-Spiele“ ein. Energisch wird die Zielgruppe involviert, doch die mühsam geschaffene „Erlebniswelt“ ertrinkt in Informationsständen und der Omnipräsenz der Sponsoren.

Die Party als Klimmzug? So wird der Sex eher als Abwesendes beschworen. Aber das passt ja auch zum Vorbild. „Sex and the City“, das ist im Fall von Carrie Bradshaw viel City und wenig Sex. KATRIN KRUSE