Ein voller Erfolg

„Give peace a dance“: Unter diesem Motto solidarisierte sich am Freitag eine Berliner Kundgebung mit französischen Ravern und Opfern der Polizeigewalt

Am späten Freitagnachmittag kam es am Pariser Platz vor der französischen Botschaft zu einer Demonstration, bei der gegen Polizeigewalt gegen Raver protestiert werden sollte. Den Anlass lieferte ein zwei Wochen zurückliegender Einsatz gegen einen ungenehmigten Rave in der Bretagne, bei dem 28 Personen zum Teil schwer verletzt wurden.

Zeitgleich wurden in Frankfurt und Berlin Kundgebungen organisiert – die Berliner Kundgebung dabei von den Demonstrationsprofis der Fuck Parade und auch von Dr. Motte. Weil Dr. Motte ein Händchen dafür hat, kleinste Versammlungen in tolle Massenaufläufe zu verwandeln, dokumentiert die taz den Demonstrationshergang im Detail.

17.45 Uhr: Die Demonstrationsgruppe von etwa sechs Personen steht mit einem Kleintransporter auf dem Pariser Platz. Vor der französischen Botschaft stehen drei Polizeifahrzeuge. Ob sie wegen der Protestkundgebung angerückt sind, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen.

17.50 Uhr: Eines der Polizeifahrzeuge ist mittlerweile unbemerkt abgezogen. Die Demonstrationsgruppe hat sich mit ihrem Kleintransporter in Bewegung gesetzt und fährt nun im Schritttempo in Richtung Akademie der Künste. Vor der Deutschen Genossenschaftsbank kommt sie schließlich zum Stehen, was wiederum zwei Polizisten zum Anlass nehmen, sich der Demonstrationsgruppe im Schritttempo zu nähern.

17.55 Uhr: Die beiden Polizisten haben sich inzwischen wieder von der Demonstrationsgruppe entfernt, und die Demonstrationsgruppe hat ihrerseits damit angefangen, die Ladefläche des Demonstrationsmobils zu entladen.

18.05 Uhr: Eigentlich hätte die Kundgebung vor fünf Minuten beginnen sollen, doch noch ist die Gruppe mit Vorbereitungen beschäftigt. Immerhin läuft Musik. Unterdessen kommt ein spanischer Reisebus vorgefahren. Zahllose spanische Touristenpaare reiferen Alters stürzen aus dem Bus und fotografieren das Brandenburger Tor.

18.15 Uhr: Nachdem sich die spanische Reisegruppe zu einer anderen Sehenswürdigkeit aufgemacht hat, hält Dr. Motte zu Demonstrationszwecken ein Blatt Papier in die Höhe und klebt es anschließend an einen Laternenpfahl. Auf dem Blatt Papier steht „Give peace a dance“. Auf einem deutlich größeren Transparent, das jemand an einen Bauzaun angebracht hat, werden folgende Fragen gestellt: „Machen unsere Beats euch Angst? Ist Gewalt eure Antwort?“

18.20 Uhr: Mittlerweile ist auch André C. Hercher, Berlins fleißigster Fotograf, eingetroffen. Die Demonstrationsgruppe, inzwischen vielleicht zu siebt oder zu acht, ist weiterhin guter Dinge und führt Gespräche. Ein Plakat mit der Aufschrift „Keine Party ist illegal“ wird gesprüht und lädt für die nächsten Minuten zu Nachdenken ein.

18.25 Uhr: Die Stimmung ist glänzend. Demonstranten und Passanten befinden sich im Schatten des Brandenburger Tores im regen Meinungsaustausch und beweisen damit Respekt und Toleranz, weshalb auch diese Kundgebung als ein voller Erfolg zu werten ist. HARALD PETERS