Gießerei macht krank

Anwohner einer Eisengießerei in Osnabrück beschuldigen das Unternehmen, krebserregendes Benzol in die Luft zu pusten. Dem Gewerbeaufsichtsamt zufolge liegen die Werte des giftigen Stoffes bereits nahe des Grenzbereichs

Nachdem im Umkreis einer Osnabrücker Eisengießerei 31 Krebsfälle bekannt geworden sind, haben die Anwohner nun Strafanzeige gegen das Unternehmen gestellt. Der Verdacht: erhöhte Werte des krebserregenden Stoffes Benzol. Wegen des schwebenden Verfahrens kommentiert die Inhaberin der Gießerei, Evelyn Borgelt, die Vorwürfe nicht.

Ihr Großvater habe 1913 die Firma aufgebaut. In den letzten Jahrzehnten seien immer mehr Wohnhäuser in der Nähe der Gießerei entstanden, die 20 Mitarbeiter beschäftigt. Die nachbarschaftliche Ruhe ist allerdings dahin. „Der Konflikt schwelt nun schon seit zwei Jahren“, sagte Borgelt am Donnerstag der taz.

Zu Recht, meint die Ratsfraktion der Grünen. Schließlich stehe die Eisengießerei schon lange wegen Lärm, Gestank und Schadstoffen in der Kritik. „Man kann die Belastungen nicht wegreden“, sagte Fraktionsvorsitzender Michael Hagedorn. Besonders an Freitagen, wenn bei Borgelt gegossen wird, müsse es besonders schlimm sein.

Das örtliche Gewerbeaufsichtsamt ist bemüht, den Streit zu schlichten. Das Amt habe im Umfeld der Gießerei die Emissionswerte für Lärm und Geruch gemessen, sagte der zuständige Experte für Verbraucherschutz, Johannes Jaroch. Allerdings wurde dabei festgestellt, dass die Werte an einigen Stellen zu hoch sind. „Es ist aber ein Unterschied, ob man durch eine Geruchsemission belästigt wird oder ob eine gesundheitliche Gefährdung vorliegt“, so Jaroch.

Bedrohlich sind die gemessenen Benzol-Werte jedoch noch nicht. Mit 4,79 Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft lägen die Ergebnisse unterhalb des Grenzwertes von fünf Mikrogramm. Die Osnabrücker Grünen geben sich damit nicht zufrieden. „Ein Zusammenhang mit den Krebserkrankungen kann deswegen nicht ausgeschlossen werden“, teilte der umweltpolitischer Sprecher Volker Bajus mit. Deshalb fordert er das Land auf, die Menschen besser über mögliche Risiken durch die Eisengießerei aufzuklären. Auch das städtische Gesundheitsamt sei gefordert.

Weil die direkten Anwohner der Gießerei die Daten über Krebserkrankungen allerdings selbständig erhoben haben, liegen dem Gesundheitsamt bisher keine offiziellen Zahlen vor. „Wir wollen aber nicht, dass die Menschen denken, wir hätten sie alleine gelassen“, sagte ein Sprecher. Deshalb habe das Amt eiligst für Samstagmorgen eine Bürgersprechstunde organisiert.UTA GENSICHEN