In Indonesien kommt es zu einer Stichwahl

Bei den Präsidentschaftswahlen liegt der Favorit und Ex-General Yudhoyono vor Megawati und Wiranto in Führung

JAKARTA taz ■ Einen Tag nach der indonesischen Präsidentschaftswahl haben bisherige Auszählungen den Vorsprung des Favoriten, Exgeneral Susilo Bambang Yudhoyono, bestätigt. Laut der Wahlkommission KPU kam Yudhoyono nach vorläufigen Ergebnissen auf rund 34 Prozent der Wählerstimmen. Die amtierende Präsidentin Megawati dagegen hat mit etwa 27 Prozent eine deutliche Niederlage eingefahren. Auf Platz drei lag mit 22 Prozent der wegen Kriegsverbrechen in Osttimor angeklagte Golkar-Kandidat Wiranto. Weit abgeschlagen waren Amien Rais von der „Nationalen Mandatspartei“ sowie der bisherige Vizepräsident Hamzah Haz von der muslimischen PPP.

Allerdings bestätigt der gestern veröffentlichte Trend die Wahlumfragen nur zum Teil. Denn in den Umfragewerten waren für den ehemaligen Sicherheitsminister Yudhoyono bis zu 45 Prozent prognostiziert worden. Somit gilt eine Stichwahl zwischen dem Erst- und Zweitplazierten im September als sicher; offensichtlich wird Yudhoyono die absolute Mehrheit von 50 Prozent verfehlen und in gut zehn Wochen entweder gegen Megawati oder Wiranto antreten müssen.

Zum ersten Mal überhaupt hatten die Indonesier ihren Präsidenten direkt wählen dürfen. Die Abstimmung im größten muslimischen Land der Welt verlief am Montag weitgehend friedlich. Die Wahlbeteiligung war außerordentlich hoch. Nach Schätzungen gaben allein der Hauptstadt Jakarta rund 80 Prozent der Wähler ihre Stimmen ab.

Auch die Auszählung ging zügig voran: Nachdem die Wahllokale um 1 Uhr mittags Ortszeit schlossen, war die Urne in einer Wahlstation in Menteng im Herzen Jakartas innerhalb von nur 50 Minuten geleert: „Wir haben es in weniger als einer Stunde geschafft!“, zeigte sich die Wahlleiterin Lily Saraswaty zufrieden. „Was wir bisher gesehen haben, war absolut friedlich“, bestätigte Glyn Ford, Chef des EU-Beobachterteams in Jakarta.

Allerdings könnten die kommenden Wochen kritisch werden: Da bis zum 20. September nicht feststeht, wer Indonesien künftig regieren wird, warnte Yudhoyono bereits vor Unruhen. Der 54-jährige Exgeneral, der Kandidat der eigens für die Parlamentswahlen vom April neu gegründeten Demokratischen Partei (DP) ist, war bis zum März Sicherheitsminister in Megawatis Kabinett. Seine DP hatte bei den Parlamentswahlen aus dem Stand 7 Prozent geholt, während die „Partei des Demokratischen Kampfes“ (PDI-P) der angeschlagenen Megawati herbe Verluste einstecken musste: Nach 34 Prozent in 1999 kam die PDI-P dieses Jahr nur noch auf 18,5 Prozent.

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