Schufa erweitert ihr Geschäft

Auskunftei zur Kreditwürdigkeit hat inzwischen fast alle Deutschen im Speicher. Expansion geplant

FRANKFURT/MAIN taz ■ Wir sind (fast) alle erfasst. Nicht vom Verfassungsschutz und nicht vom BKA. Es ist die Schufa Holding AG mit Sitz in Wiesbaden, die Daten von rund 62 Millionen erwachsenen Bundesbürgern gespeichert hat. Nur rund „5 bis 10 Prozent“ der Deutschen über 18 Jahre seien nicht bei der Schufa registriert, wie Vorstandschef Rainer Neumann gestern bei der Bilanzpressekonferenz der Firma in Frankfurt vortrug. Und das, so seine Mutmaßung, seien wohl „wirtschaftlich inaktive Personen“. Nicht bei der Schufa registriert zu sein, sei allerdings „nachteiliger“ als dort einmal (!) mit einem Mahnverfahren wegen einer nicht bezahlter Rechnung eingetragen zu sein.

Banken und Sparkassen, Versandhäuser und seit einigen Jahren auch die Telekommunikationsbranche sind die Hauptnutzer. Sie fragten im vergangenen Jahr 69,5 Millionen mal bei der Schufa nach der Bonität ihrer werten Kundschaft.

Ab 2005 werden die Kreditinstitute bei der Schufa auch nach der Kreditwürdigkeit von juristischen Personen nachfragen können. Schufa BusinessLine heißt das neue Produkt, das Banken und Sparkassen mit Informationen auch über Unternehmen mit maximal 20 Mitarbeitern versorgen soll. „Passgenau auf die Zielgruppen zugeschnitten“ sei das neue Angebot. Nicht nur Informationen über das einzelne Unternehmen würden angeboten, sondern auch „News“ über die Lage der jeweiligen Branche und die Zukunftsaussichten dort. Und man werde für eine kreditgebende Bank, wenn gewünscht, die Bonität eines Kunden auch über die gesamte Laufzeit hinweg prüfen.

Und wie kommt die Schufa an die Informationen? „Nur über offizielle Kanäle“, beteuert Neumann. Die Banken meldeten „automatisch“ gekündigte Kredite und Verzüge bei Ratenzahlungen, der Versandhandel eingeleitete Mahn- und Inkassoverfahren. Zudem würden republikweit Insolvenzverfahren gelistet und eidesstattliche Versicherungen über Vermögensverhältnisse registriert. Alle Informationen würden dann gebündelt und zugeordnet. Einträge etwa über Kredite würden drei Jahre nach deren Tilgung gelöscht.

Bei der Schufa wird übrigens gerade in Krisenzeiten gutes Geld verdient. Der Umsatz stieg im Vergleich mit dem Vorjahr um gut 8 Millionen Euro auf 65 Millionen Euro; der Gewinn um rund 800.000 Euro auf 2,246 Millionen Euro. Und die im Inland fast konkurrenzlose Schufa expandiert ihr erfolgreiches System: nach Russland.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT