Bankenchef Thomas Jorberg zieht Kunden an

Die nach sozialökologischen Grundsätzen wirtschaftende GLS-Bank wächst 2008 so stark wie nie zuvor

BOCHUM taz ■ Die Bochumer GLS-Bank profitiert von der Finanzkrise. „Die Kunden ziehen ihr Geld anderswo ab und legen es bei uns an“, sagte Vorstandssprecher Thomas Jorberg, als er am Donnerstag die Geschäftszahlen 2008 präsentierte. So wuchs die Bilanzsumme der 1974 gegründeten Genossenschaftsbank im vergangenen Jahr um 27,4 Prozent auf über eine Milliarde Euro. Auch in diesem Jahr rechnet der Vorstand mit einem Wachstum von rund 20 Prozent. Schon am Dienstag hatte auch die Nürnberger Umweltbank ähnlich positive Zahlen präsentiert. Verunsicherte AnlegerInnen setzen auf ethisch wirtschaftende Banken.

Jorberg meinte, seine Bank investiere ausschließlich in die Realwirtschaft. So flossen 51 Prozent der ausgezahlten Kredite in den Sozial- und Bildungsbereich, etwa in freie Schulen und Kindergärten oder Behinderteneinrichtungen. Mit weiteren 26 Prozent wurden ökologische Projekte unterstützt. Aus der Finanzkrise seien dem Institut deshalb keine Verluste entstanden. Außerdem stärke Transparenz das Vertrauen der Anleger: „Jeder Kredit, den wir vergeben, jede Anleihe, die wir am Kapitalmarkt aufnehmen, wird von uns im Internet veröffentlicht.“ Scharf kritisierte Jorberg die Reaktion der Bundesregierung auf die Finanzkrise. „Hoch problematisch“ sei die mit staatlichen Milliarden gestützte Vereinigung von Commerzbank und Dresdner Bank: „Letztlich auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger wird so eine fast schon gescheiterte Fusion finanziert.“ Nötig sei dagegen eine gesetzliche Beschränkung der Finanzindustrie auf ihre eigentliche Aufgabe – Finanzierung der Realwirtschaft. Geschäftsformen wie Hedgefonds oder die sogenannten Leerverkäufe von Aktien müssten „weltweit verboten“ werden, so der GLS-Vorstandschef. Dabei gehe es nur darum, mit Geld noch mehr Geld zu verspekulieren.

Statt über alle Maßen verschuldete Banken zu erhalten, meinte GLS-Vorstand Andreas Neukirch, sollten die Geschäfte der Institute eingefroren und nur noch bestehende Verträge zum Schutz der Einleger abgewickelt werden. Bestes Praxisbeispiel ist für Neukirch das Ende des Industriekonglomerats IG Farben: „Dieser unerwünschte Chemiekonzern aus der Nazizeit wurde unter Einhaltung zu erfüllender Verträge über Jahrzehnte abgewickelt.“

ANDREAS WYPUTTA