Mit 10 Euro in Zukunft dabei

Vor allem Patienten müssen für die geplante Senkung der Kassenbeiträge tief in die Tasche greifen. Dabei trifft es Wenigverdiener, die häufig zum Arzt müssen, aber nicht chronisch krank sind, besonders hart. Ein Fallbeispiel

Ernsthaft besorgt über ihre gesundheitliche Situation war die Friseurin Kerstin Reiner* eigentlich noch nie. „Klar nerven mich manchmal meine Rückenschmerzen, Krampfadern und die aufgesprungenen Hände, aber bisher wurde mir ja immer geholfen.“ Für die 25-Jährige gehören die „Wehwehchen halt zum Geschäft“.

Ob sie ihren Job auch nach der Gesundheitsreform noch so entspannt angehen wird, weiß sie nicht. Denn bereits im kommenden Jahr wird die Berlinerin an ihrem Geldbeutel merken, wie krank sie stundenlanges Stehen im Salon und scharfe Haarpflegeprodukte machen. Laut der Vorschläge sollen sich die „gesetzlich Versicherten demnächst angemessen an ihren Krankheitskosten beteiligen“. So auch Kerstin Reiner. 10 Euro Praxisgebühr wird sie pro Quartal über die Theke beim Hausarzt schieben, wenn sie ihn wegen starker Rückenschmerzen aufsucht oder Physiotherapie braucht. In der Apotheke buttert Reiner weiter zu. Jeweils bis zu 10 Prozent Aufschlag werden für die verschreibungspflichtigen Schmerztabletten, die Stützstrümpfe sowie die Hautcreme fällig. Schlimmstenfalls wird die junge Friseurin 2 Prozent ihres monatlichen Bruttolohns im Monat berappen müssen, wenn sie medizinische Hilfe braucht. Im Klartext heißt das bei einem Gesamteinkommen von rund 1.000 Euro monatlich eine Zusatzbelastung von rund 240 Euro im Jahr. „Ich glaube nicht dran, dass das wirklich durchkommt. Mir reißt das sonst ein Riesenloch in die Tasche“, so Reiner. Auch die angekündigte Senkung des Kassenbeitrags von 14,4 auf 13 Prozent innerhalb der kommenden drei Jahre kann sie nicht besänftigen. Sparen wird sie dadurch pro Jahr etwa 90 Euro.

Nur eines macht der gebürtigen Weddingerin keine Sorgen. „Meine Zähne sind Spitze, Karies kenne ich so gut wie gar nicht.“ Da hilft künftig nur gründliches Putzen, damit sie sich, wenn die Patienten demnächst auch den Zahnersatz aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen, zumindest mit einer günstigen Zusatzversicherung absichern kann.

* Name geändert