der homosexuelle mann … von ELMAR KRAUSHAAR
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… hat seine erbittertsten Gegner im eigenen Haus. Just der Laden, dessen Belegschaft zu weit über 50 Prozent – nach Insider-Schätzungen – zur Familie gerechnet wird und dessen Angestellte weltweit Schlagzeilen machen mit sexuellen Übergriffen auf Jungs und junge Männer, just dieser Laden legte sich in der vergangenen Woche mit Leidenschaft ins Zeug gegen Homosexuelle. Hugh, die Altschwestern aus dem Vatikan haben gesprochen: „Die Ehe ist heilig, während die homosexuellen Beziehungen gegen das natürliche Sittengesetz verstoßen“, „… die an dieser Anomalie leiden …“, „… dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“, „… die homosexuelle Neigung ist ‚objektiv ungeordnet‘, und homosexuelle Praktiken gehören ‚zu den Sünden, die schwer gegen die Keuschheit verstoßen‘“.

Damit nicht genug, die weltfremden Tiraden werden mit einem Hetzaufruf an alle katholischen Politiker verknüpft, gegen jegliche rechtliche Anerkennung oder Gleichstellung homosexueller Paare vorzugehen. Zwar solle man den homosexuellen Geschöpfen nicht gleich den Garaus machen, ihnen stattdessen „mit Achtung, Mitleid und Takt begegnen“, aber: „Die Toleranz des Bösen ist etwas ganz anderes als die Billigung oder Legalisierung des Bösen.“

Nun könnte man sich küchenpsychologisch dem Hass und Selbsthass alternder homosexueller Männer ebenso nähern wie ihrem Neid auf jene, die es draußen mit ihrer Liebe, Lust und Leidenschaft weiter gebracht haben, als man sich das in den feuchtesten Träumen innerhalb der selbst gewählten Mauern vorstellen konnte. Das aber wäre der Aufmerksamkeit zu viel für die vatikanischen Kuttentunten. Den Homosexuellen nämlich gehen die neuesten „Verlautbarungen“ aus Rom am Arsch vorbei, hätten sie sich je nach den hasserfüllten Bösartigkeiten der Kirchenoberen gerichtet, säßen sie heute noch im Plüschversteck und sublimierten ihre Sehnsüchte mit Leander-Liedern und Platen-Versen.

Nein, sehr viel bemerkenswerter scheint die überschäumende Empörung der Medien über die zickige Botschaft vom Apostolischen Stuhl. Unisono richteten sich die Wortwaffen gegen Rom, als gelte es, damit jene Gedanken zu bändigen, die in einem selbst brodeln. Hat der Vatikan nicht nur das ausgesprochen, was unsere liberalen Hetero-Freunde nur mühsam unterdrücken und womit sie sich nur ungern ertappen lassen? „Mit Achtung, Mitleid und Takt begegnen …“ – beschreibt dieser zynische Cocktail nicht genau den geläufigen Umgang mit Lesben und Schwulen hierzulande? Und verteidigen nicht jene die Homo-Ehe gegen den Vatikan, deren Einführung sie noch vor zwei Jahren als das „Ende der Diskriminierung“ feierten, obwohl mit diesem ersten Sondergesetz für Homosexuelle seit dem Fall des verhassten Paragrafen 175 nur die neue Ungleichheit festgeschrieben wurde für Generationen? Nein, die alten Männer von Rom sind so weit nicht von den Jungen, Modernen entfernt. Sie unterscheiden sich in der Sprache, aber überhaupt nicht im Sinn.