Arbeitslose retten Hartz

In Dortmund sollen Arbeitslose die Umstellung auf Hartz IV organisieren. Die Idee ist revierweit einzigartig

RUHR taz ■ Dortmunder Arbeitslose sollen sich ihr eigenes Grab schaufeln: 40 arbeitslose SozialhilfeempfängerInnen sollen der Arbeitsagentur helfen, Hartz IV, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, umzusetzen. Sie sollen ihren LeidensgenossInnen dabei helfen, die neuen Antragsformulare auszufüllen und die Computer mit Daten zu füttern. Zum Beispiel Daten über die Einkünfte des Ehemannes oder der Ehefrau, die ab dem 1. Januar 2005 die eigenen Bezüge bis auf Null absinken lassen können.

Angeblich sollen die Arbeitslosen von der Maßnahme profitieren: „Sie haben danach eine echte berufliche Perspektive“, sagt Sprecherin Dagmar Papajewski. Zumindest hätten sie nach dem Arbeitsjahr wieder Anspruch auf beitragsfinanzierte Leistungen, so Papajewski. Vor allem aber die Stadt profitiert von den billigen Arbeitskräften: „Dieser Kraftakt ist mit dem bisherigen Personal nicht zu schaffen.“ Rund 25.000 SozialhilfeempfängerInnen müssen in Dortmund auf das neue Arbeitslosengeld II umgestellt werden.

Andere Ruhrgebietsstädte sind noch nicht so weit. „Die Idee ist uns unbekannt“, sagt Bochums Sprecherin Tanja Walter. Noch könne niemand sagen, wie die neue Aufgabe gestemmt werden solle. Auch Duisburg will nichts von einer konkreten Umsetzung hören, aber kommenden Montag werde es eine Ratssitzung zu dem Thema geben.

Heute berät Essen, wie die Stadt mit ihren 60.000 BürgerInnen umgehen soll, die ab Januar das Arbeitslosengeld II beziehen werden. Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger (CDU) trifft sich heute mit dem Chef der Essener Arbeitsagentur, Udo Glankschneg. Wahrscheinlich aber, so Sprecher Stefan Schulze, werde die Stadt erst einmal abwarten. „Erst nach einem halben Jahr gibt es Fallzahlen, dann sehen wir weiter.“ Die Idee, Arbeitslose in der Arbeitslosenagentur einzusetzen, ist auch für Essen neu. „Wir wissen noch überhaupt nicht, wo wir die ganzen Erwerbslosen hinvermitteln sollen.“ ANNIKA JOERES