Homophober Reggae

Beim Summerjam-Festival sollen schwulenfeindliche Bands aufgetreten sein. Kölns Schwule sind schockiert

Köln taz ■ Aufregung beim Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST): Beim parallel zum CSD stattfindenden Reggae-Festival Summerjam traten vergangenes Wochenende offenbar Bands mit schwulenfeindlichen Texten auf. Dazu gehöre etwa die Gruppe „Beenieman“, die „laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen in ihren Liedern offen zu Gewalt gegen Schwule und sogar deren Tötung“ aufrufe, heißt es in einer Pressemitteilung des KLuST. Für KLuST-Vorstand Markus Danuser ist das „eine ungeheure Provokation für jeden Schwulen und jede Lesbe“.

Auch wenn Alan Covic, Mitarbeiter des Summerjam-Veranstalters Contor Music GmbH, nicht alle Bands so gut kennt, hält er die Aufregung für „wahrscheinlich übertrieben“. Außerdem habe es bisher nie Beschwerden gegeben, obwohl das Summerjam schon 9 Jahre parallel zum CSD laufe. Trotzdem räumt er ein, dass es schwulenfeindliche Textpassagen bei den Bands aus Jamaica geben kann. Solche Aussagen seien jedoch im Kontext der politischen Situation dort zu sehen. Denn es gebe auf der Insel, wie in anderen Dritte-Welt-Ländern, tatsächlich ein „Problem mit Schwulen“: So seien die Touristen, die nach Jamaica kämen, „zu 80 Prozent reiche, schwule US-Amerikaner“, die günstigen Sex kaufen wollten. Hinzu komme, dass dort keine Meinungsfreiheit herrsche und die Künstler Ärger bekämen, wenn sie über derlei Probleme sprechen würden. „Hier aber dürfen sie sagen, was sie wollen, und dann schießen sie vielleicht über das Ziel hinaus“, sagt Covic.

Diese Erklärung findet Jürgen Ulrich, Pressesprecher des KLuST, allerdings nicht befriedigend: Natürlich gebe es das Problem des Sextourismus und der schwulen Pädophilen, die sich in der Dritten Welt vergnügen. „Aber wegen solcher Einzelfälle kann man doch nicht eine ganze Bevölkerungsgruppe verunglimpfen“, erwidert er. Gerade jetzt sei dies gefährlich, weil Homophobie in manchen Kreisen ohnehin wieder auf dem Vormarsch sei: „Da werden die Leute in ihren Vorurteilen auch noch bestätigt.“ Susanne Gannott