Glücksfee Dinkla

Niedersachsens Landtagspräsident entscheidet per Los über die Delegierten der Bundesversammlung

High Noon im Dienstzimmer von Hermann Dinkla: Erst als die Amsterdamer Standuhr aus dem Jahr 1689 genau zwölf Mal geschlagen hatte, griff der Präsident des niedersächsischen Landtags in die Holzurne mit den zwei zusammengefalteten Papierzetteln.

„Es geht hier nicht um den Jackpot, sondern um die Frage, wer im Mai mitstimmen darf“, witzelte Dinkla. Er durfte am Freitag Glücksfee für die Bundespräsidentenwahl spielen. Auch wenn derzeit viel auf eine zweite Amtszeit von Horst Köhler (CDU) hinweist: Vielleicht kann das Los ja doch noch spielentscheidend werden.

Niedersachsen entsendet abhängig vom Landtagswahlergebnis 61 Vertreter zur 13. Bundesversammlung in Berlin, aber es gab bei der Auszählung ein rechnerisches Patt zwischen SPD und den Grünen. Das war einmalig in der Geschichte Niedersachsens. Deshalb musste eine unkonventionelle Lösung her: Die Parteien stimmten zu, dass CDU-Mann Dinkla ein Los zieht, wer im Rennen um Schloss Bellevue mitentscheiden darf. Ausnahmsweise auch mal Sieger: Die niedersächsische Sozialdemokratie.

Die SPD darf nun 20 Mitglieder in die Bundesversammlung schicken, im Gespräch sind unter anderem Ex-Fraktionschef Axel Plaue und Trampolin-Weltmeister Henrik Stehlik aus Salzgitter. Die Grünen werden vier Delegierte schicken, die CDU hat 28, die FDP fünf und die Linke schickt vier. KSC